Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großherzogthums, l"0 
schnell zurück, ließ an die Glocke schlagen, damit die Bürgerschaft 
sich versammle. Dieselbe besetzte schleunigst die Thore und den 
Weg zur Burghalden. Indessen war der Graf mit seiner Kriegs¬ 
schar ganz in der Stille gegen die Stadt herangerückt,'und glaubte 
sie schon in seiner Gewalt zu haben. Da drang ihm aber Plötzlich 
die Sturmglocke zu Ohren; mit Schrecken vernahm er ihre 
Schläge, und entmuthigt, daß sein Anschlag vereitelt sei, rief 
er aus: „Oweh, heute Herr zu Freiburg und nimmermehr!" 
„Was ihm durch List nicht gelungen war, nämlich die Stadt 
mit Rittern und Knechten nach dem Rath seiner Mutter zu über¬ 
fallen, wollte er-setzt mit offener Gewalt durchsetzen. Er warb bei 
dem benachbarten Adel überall um Hilfe und brachte ein großes 
Heer auf die Beine. Die Freiburger hatten ein Lager vor Endin¬ 
gen bezogen. Als sie aber dasselbe wieder verließen, indem die 
Nebermücht der Herrn zu groß war, stürzte der Graf mit seinen 
Reüern den Abziehenden nach, brachte sie zwischen dem Kaiser- 
stuhl und dem Rhein in die Enge, und schlug sie auf's Haupt. 
1000 der Ihrigen wurden erschlagen, gegen 400 in den 
Rhein gesprengt und gegen 300" gefangen. Die Folgen dieses 
Kriegs waren so schrecklich, daß in 7 Jahren um die Stadt kein 
Pflug in die Erde kam. — Um von diesem Herren loszukommen, 
kauften ihm die Freiburger die Herrschaft Badenweiler und er¬ 
legten.ihm noch eine Summe Geldes haar. Die Freiburger trugen 
Lust, sich an die treuen Verbündeten in der Schweiz anzuschließen. 
Da ihnen aber Dies nicht gestattet ward, so begaben sie sich am 
Vorabend St. Johann des Täufers 1368 unter den Schutz der 
Herzoge Albrecht III und Leopold 111 von Oestreich. Dieses Haus 
hatte bis zum Bodensee seine Herrschaft ausgedehnt, Villingen 
erworben und viele Herrschaften auf dem Schwarzwalde bis zur 
Ortenau zusammengekauft, sie mit dem Elsaß und Frikthal (in 
der Schweiz) zu einem Fürstenthum vereinigt, das man Vorder- 
östreich nannte, zum Unterschied von dem eigentlichen Herzogthum 
Oestreich, worin Wien die Hauptstadt war. Dieser Herzog Leo¬ 
pold 1H, mit welchem Albrecht seine Länder getheilt hatte und 
welchem Vorderöstreich zugefallen war, fiel den 9. Juni 1368 in 
der Schlacht von Sempach (bei Luzern in der Schweiz), in 
welcher auch viele Edle von Freiburg ihren Tod fanden. Leopold
	        
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