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Zweite Stufe des Unterrichts.
ward. Daselbst verband er sich mit Luther und er ward 1530 der
Verfasser der berühmten Bekenntnisschrift der evangelischen Kirche,
die unter dem Namen der augsburgischen Coufession bekannt ist
und aus dem Reichstage zu Augsburg Kaiser Karl V übergeben
ward.— Als er ein Mahl weg-en geschwächter Gesundheit eine Er¬
holungsreise in seine Heimat unternahm, sprang er beim Anblick
seiner Vaterstadt vom Pferde, fiel auf die Kniee nieder und rief:
„Geliebter, heimatlicher Boden! Wie danke ich es dir, Herr, daß
du mich ihn wieder betreten läßst!" Während seines Aufenthalts
in Bretten wollte man ihn bereden, daß er nicht mehr nach Wit¬
tenberg zurückkehren solle; er aber erwiderte: „Ich bleibe bei
dem, was ich für wahr erkenne; und kein Vortheil, und keine
Ehre und keine Gefahr wird mich davon abwendig machen." Er
starb zu Wittenberg den 19. April 1560.
55. Zwischen Breiten und Bruchsal liegt am Fuße des Wigol-
desberg das ehemahlige Reichöritterstift Oden he im. Dasselbe
war früher eine Benedictincrabtei und wurde von Benedictinern
aus dem Kloster Hirschau bei Kalw angepflanzt. Bruno, Erzbi¬
schofs von Trier und sein Bruder Poppo, Gaugraf im Kraichgau
und Elsenzgau, entsprossen aus dem gräflichen Hause Laufen,
stifteten dieses Klosters 1122. Das Gebiet dieses Klosters trennte
das Amt Bretten von den übrigen pfälzischen Ländern. Die dor¬
tige Gegend, und der Eichelberg im Besondern, wurden von
den Bauern dieses Klosters gut angebaut. Die Mönche dieses
Klosters schweiften aber später sehr aus und deswegen ward es
-1495 auf Betrieb Kaiser Maximilians von dem Pabste aufgehoben
und vom Kaiser in ein Kollegial- oder reichsfreies Nitterstift ver¬
wandelt. Man verlegte es 1507 zu mehrerer Sicherheit gegen
Diebe und Räuber nach Bruchsal, wo man ihm die Liebfrauen¬
kirche einräumte.
56. Bruchsal liegtaufbeiden Seiten der Salza, da wo dieselbe
das Gebirg verläßt. Nahe bei ihr liegt der alte Schloßbühl, ein
Ort, wo man zur Zeit des Mittelalters die öffentlichen Gerichte
hielt. Sie ist die vornehmste Stadt des Landstrichs Bruhrain und
Der Hauptort des untern Kraichgaus. Im 10ten Jahrhundert
kommt dieser Ort unter dem Namen Brurole vor. Kaiser
Heinrich III schenkte den hiesigen Königshof dem Hochstifte Spei er,