Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

Landwirtschaft. 
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sträfwürdiger Leichtsinn, wenn Knaben über Gartenbeete oder über cingesätc 
Felder, oder über solche, in denen die junge Saat keimt und heranwächst, 
wegspringen, wenn sie das Gepflanzte muthwillig niedertreten, wenn sie 
Gassen durch die heranreifenden Getreidefelder machen, das Gras der Wiesen 
niederstampfen oder den Wiescnplan, über den die scharfe Sense fahren 
soll, mit Steinen bewerfen, oder wenn sie an den Ufern der Bäche und 
Flüsse die Uferpflanzen und das schützende Ufergebüsch herausreißen, so daß 
das Wasser alsdann das gute Erdreich wegspült oder untergräbt. 
VIII. Landwirtschaft. 
1. Thon, Lehm, Sand und Kalk bilden als Bodenart nur den Standort 
der Pflanzen; sie dienen denselben aber nicht als Nahrungsstoffe. Ihre Nah¬ 
rung, die hauptsächlich in Kohlensäure besteht, ziehen die Pflanzen aus ver¬ 
westen Pflanzen- und Thiertheilen, die sich, in Fäulnis übergegangen, in 
Wasser auflösen. Die verwesten Pflanzen und thierischen Theile nennt man 
Verwesungsstoff, oder Modcrstoffoder Humus. Derselbe ist von 
Farbe schwarz, fühlt sich im nassen Zustande fettig an, zerfällt in trock¬ 
enem Zustande leicht zu Pulver und vermischt sich mit den Erdartcst. 
Erdartcn, die mit Vcrwesungsstoff gehörig gemengt sind, nennt man 
Dammerde oder Gartenerde oder Ackererde oder Pflanzencrde. Je mehr dieser 
Verwesungsstoff zerpulvert ist, und je mehr er dem Einflüsse der Luft und 
der Witterung ausgesetzt ist, desto geneigter ist er, sich in Wasser aufzulösen. 
Er muß daher mit den Erdarten so vermengt werden, daß er durch Bear¬ 
beiten des Bodens nicht zu tief in denselben kommt; man bearbeitet darum 
fleißig den Boden durch Behacken, Umstechen, Umpflügen, damit immer 
neue Vcrwesungsstoffe an die Oberfläche der Ackererde zu liezen kommen, 
wodurch dieselben immermehr zur Auflöslichkeit tauglich werden. Wird der 
Verwesungsftoff durch Bearbeitung tief in den Boden gebracht und dadurch 
der Einwirkung des Lustkreißes entzogen, so verkohlt sich derselbe und wird 
unauflöslich. Gebrannter Kalk, Gips, Kalkmcrgel, sind im gepulverten 
Zustande ganz besonders geeignet, den Vcrwesungsstoff in Verbindung mit 
Wasser aufzulösen und in gedeihliche Pflanzennahrung zu verwandeln. 
2. Besteht der Untergrund der Ackererde aus einer Thon- oder Lchmschichtc, 
so läßt er das Wasser nicht durchgehen, und der Ackerboden wird kalt und 
sauer; besteht aber der Untergrund aus einer Sand-oder Kiesschichtc, so 
läßt er alles Wasser durchgehen, und ein solcher Ackerboden trocknet gern 
aus. Ecn kalter, saurer Boden wird durch Kalk im natürlichen, noch besser 
aber im gebrannten Zustande, und ebenso durch Kalkmcrgel verbessert Ein 
sandiger, trockener Boden wird durch Thonmergel verbessert. Ein Ackerbo¬ 
den mit nassem Untergründe wird durch unterirdische Abzugsgräben, die man 
in die Tiefe leitet, trocken gelegt. Solche Gräben werden mit Steinen zu¬ 
geworfen und darüber wird wieder Ackererde aufgeführt.
	        
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