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nünftigen Menschen gemacht werden. Am besten ist es, man
schreibe Punct für Punct die Erscheinungen und Veränderungen
der Krankheit auf und übergebe dies dem Arzte. Der Vernunft
tige Mensch wird sich wol vor Quacksalbern, Wunderdoktoren
und vielplaudernden, quacksalbernden Frauen und besonders auch
vor den mit Arzneien umherstreichendcn Kastenträgern hüten,
die im Verborgenen den Menschen Geld, Gesundheit und Leben
rauben. Auch beim Gebrauche der Hausmittel sei man vor¬
sichtig und folge nicht eines Zeden Rath, sondern nur dem
Rath vernünftiger, guter und erfahrner Menschen. Die Lebens-
vrdnung, als Essen, Trinken, Luft u. dgl., tragt oft zur Hei¬
lung der Krankheit eben so viel bei, als die Arznei; man er¬
kundige sich daher bei dem Arzte genau nach dem, was der
Kranke genießen, und wie er sich verhalten soll. Die strengste
Mäßigkeit, selbst einiges Fasten, ist in der Regel dienlicher, als
reichliches Essen, oder durch Gegenstände des Wohlgeschmacks
den Kranken zum Essen zu reizen. Die Krankenpfleger müssen
freundlich, liebreich und dienstfertig gegen den Kranken sein, still
und ruhig mit ihm umgehen, das viele Reden vermeiden und
die neugierigen Krankenbesuche abweisen. Frische Luft ist dem
Kranken in der Regel sehr dienlich, nur vermeide man sorgfäl¬
tig die Zugluft. Ganz gewöhnlich ist es, daß man die Oefen
in der Krankenstube tüchtig heizt; allein dies ist in den meisten
Fällen dem Kranken schädlich und sehr gefährlich. Reinliche
und nicht zu warme Betten und öfteres, mit Vorsicht vorge¬
nommenes Wechseln des Leinenzeugs und der Wäsche des Kran¬
ken ist in den meisten Fällen sehr rathsam. Reinlichkeit erleichtert
die Leiden und die Angst des Kranken und hebt das Uebel. — Der
gesunde Mensch vermeide alles Arzneien, Aderlässen, Schröpfen,
Abführen, Brechen u. dgl. Manche haben sich selbst krank ge-
quacksalbert. Vor ansteckenden Krankheiten suche sich ein Zeder
zu hüten. Die Krankenwärter hüten sich am besten vor An¬
steckung durch Reinlichkeit, Mäßigkeit, reine Luft des Kranken¬
zimmers und frohen Muth. Zn allen Fieberkrankheiten sorge
man für dienliche Getränke. Eine Wunde, durch den Biß tol¬
ler Hunde verursacht, ist sehr gefährlich. Man brenne die
Wunde aus oder streue Schießpulver darauf, lasse dasselbe ein
paar Mal entzündet auffliegen und wende sich sogleich ohne
alle Zögerung an den Arzt. Erftorne Glieder reibe man mit
Schnee oder halte das erftorne Glied in eiskaltes Wasser.
Völlig erftorne Menschen bedecke man mit Schnee, so daß nur
Mund und Nase frei bleiben, und wenn sie wieder anfangen