Zweiter Theil.
Erster Abschnitt.
Die Lufterschemungen.
1. Der Wasserdunst. Daß das Wasser verdunstet, lehrt uns
die Erfahrung. Wenn man Wasser in einem Gefäße der freien Luft
aussetzt, so wird man bald gewahr, daß es sich merklich vermindert.
. Wenn der Erdboden nach einem Regengüsse auch noch so stark durch¬
näßt ist, so wird er doch bald wieder trocken. Ein Stück Eis, das
man bei strenger Kälte im Freien aufhängt, verliert nach und nach
einen Theil seines Gewichtes. Dies alles sind Beweise für die Ver¬
dunstung des Wassers.
Wenn nun das Wasser auf der Erde fortwährend verdunstet, so
nmß die Luft beständig mrt Wasserdünsten angefüllt sein.
Eine gewisse Menge von Wasserdunst kann die Luft in sich auf¬
nehmen, ohne daß man ihr irgend eine Feuchtigkeit anmerkt; wie viel
jedoch, das hängt von der-jedesmaligen Wärme der Luft ab. Wird
diese Wärme durch irgend einen Umstand plötzlich vermindert, so
schlägt ein Theil des Wasserdunstes sich nieder, d. h. der Wasserdunst
wird wieder zu Wasser, und die Luft, die vorhin trocken war, er¬
scheint uns feucht und immer feuchter, je mehr sich der Wasserdunst
niederschlägt.
Kommt die Luft nur an einzelnen Stellen mit einem kalten Körper
in Berührung, so setzt sie an diesen einen Theil ihres Wasserdunstes ab,
ohne daß sonst eine merkliche Veränderung in ihr vorgeht.
2. Der Thau. Was sind das für Helle Tropfen, die man im
Sommer des Morgens an allen Grashalmen wahrnimmt, und die
im Sonnenlichte glänzen, als wären sie die köstlichsten Edelsteine? —
Das ist der Thau, den die Pflanze während der Nacht gleichsam
aus der Luft saugt, der Wasserdunst, den die Luft an die Pflanze nur
deshalb absetzt, weil der Erdboden und vornehmlich die Pflanze viel
kälter als die Lust ist. Wer des Abends nach einem warmen Tage
nach Hause zurückkehrt, dem erregt der Abendthau ein Gefühl von
Feuchtigkeit, das ihm gar nicht behaglich ist, und wenn sein Weg
durch eme Wiese oder durch ein Kornfeld führt, so wird ers an den