52
Geschichte des Alterthums. — Die Römer.
deren Ausgang durch die geraubten Töchter der Sabiner entschieden wurde.
Sie drängten sich nämlich mitten durch die Waffen und Erschlagenen hin
zu ihren Vätern und Männern, riefen bald die Sabiner, bald die Römer
mit den zärtlichsten Namen und flehten ihre Landsleute an, sie möchten
ihnen nicht ihre Männer rauben, die ihnen alle Achtung, Ehre und Liebe
erwiesen. Dadurch kam zunächst ein Waffenstillstand und dann ein Friede
zu Stande, in welchem festgesetzt wurde, daß die Sabiner sich neben Rom
niederlassen und mit den Römern ein Volk bilden, und über alle Romulus
und Tatius gemeinschaftlich als Könige regieren sollten.
Romulus Ende. Romulus, der nicht einmal seinen Bruder hatte neben
sich dulden können, wollte gewiß nicht lange mit einem Fremden die Herr¬
schaft theilen. Tatius wurde nach sechs Jahren bei einem Opferfeste er¬
schlagen, nicht ohne den Verdacht, daß es auf heimliche Veranstaltung ge¬
schehen sei. Bald wurde Romulus selbst ein Opfer seiner Herrschsucht.
Bei einer Heeresmusterung vor den Thoren Roms ward er plötzlich vermißt.
Die Senatoren, die ihn wahrscheinlich ermordet hatten, streuten unter das
Volk aus, er sei glorreich zum Himmel aufgefahren und verordneten, ihn
von nun an als einen Gott unter dem Namen Quirinus zu verehren.
Herzog uub Weiter.
22. Die übrigen Könige Roms.
1. Numa Pompilius. Der Sage nach haben im ganzen sieben Könige nach¬
einander über Rom geherrscht. Auf Romulus folgte Numa Pompilius. Er pflegte
besonders die Religion unter den Römern
und wollte durch dieselbe die rauhen Sitten
des Volkes mildern. Daher errichtete er Altäre»
setzte Priester ein und ordnete den Dienst der
Götter. Auch sah er darauf, daß die Sklaven
nicht zu hart behandelt wurden.
2. Tullus Hostilius. Unter diesem
Könige brach ein Krieg zwischen Rom und
der Mutterstadt Albs Longa ans. Als sich
die Heere gegenüberstanden, einigte man sich
dahin, daß ein Zweikampf entscheiden sollte,
welche Stadt ferner über die andere zn
herrschen habe. Nun stellten die Römer drei
Brüder, die Horatier, zum Kampfe. Die
Albaner aber stellten diesen die Cnristier,
ebenfalls drei Brüder, entgegen. Da nach
hartem Kampfe einer der Horatier Sieger
blieb, jubelten die Römer, und die Albaner
unterwarfen sich stumm ihrer Herrschaft. Als
der Horatier an der Spitze des römischen
Numa Pompilius. Heeres triumphirend zur Stadt, zurückkehrte,
begegnete er seiner Schwester, die mit einem
der gefallenen Curiatier verlobt war. Sie zerraufte ihr Haar und wehklagte über
den Tod des Bräutigams. Da stieß ihr der Bruder wüthend sein noch blutiges
Schwert ins Herz indem er ausrief: „So fahre jede Römerin hin, die einen
Feind betrauert"! Nach dem üblichen Recht wurde der Horatier zum Tode ver-
urtheilt; aber fein alter Vater flehte, daß man ihn nicht seines letzten Sohnes
berauben möchte, und so wurde ihm das Leben geschenkt.
3. Ancus Marcius, der vierte römische König, war sanft und mild. Er ließ
die gottesdienstlichen Gesetze auf steinerne Tafeln schreiben und am Markte auf¬
stellen. Ueber die Tiber baute er die erste Brücke.
4. Tarquinius der Alle legte das Forum, einen ausgedehnten Marktplatz,
an, wo die Volksversammlungen gehalten wurden. Ferner baute er den Circus,
d. i eine Rennbahn für öffentliche Kampfspiele. Er begann auch den Bau der