Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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war, nicht mehr ausreichte; daher baute Bischof Alfried einen Dom 
von solcher Größe, daß die ganze Gemeinde in demselben Platz 
hatte, und der berühmte Bischof Bernward schmückte ihn mit allerlei 
kunstreichen Sachen aus. Bischof Bernward lebte ums Jahr 1000; 
er war ein frommer und gelehrter Herr. In früheren Jahren war 
er Erzieher des Kaisers Otto III. gewesen; bei diesem wie auch bei 
dessen Nachfolger stand er in großem Ansehen, blieb aber dennoch 
ein so demüthiger Mann, daß er wie der geringste Mönch lebte und 
auch des Nachts mit den Klosterbrüdern zu dem gemeinsamen Gebete 
aufstand. Den Armen war er ein freundlicher Vater, und denen, 
die bei ihm Recht suchten, ein gerechter Richter. Zu seiner Erholung 
malte er oder bildete künstliche Altar- und Kirchengeräthe, mit welchen 
er dann seine Kirche schmückte. — Immer mehr wuchs die Stadt 
heran und wurde besonders reich und mächtig, als ste zu der Hansa 
gehörte. Seit dem dreißigjährigen Kriege begann sie zu sinken, wie 
manche Stadt unsers Landes. 
3. Sie hat jetzt 16000 Einwohner. Viele alte Häuser geben 
durch die kunstreichen Stein- und Schnitzarbeiten, welche man an 
ihnen erblickt, Zeugniß von dem Reichthum ihrer früheren Bewohner. 
Unter den wohlthätigen Anstalten sind besonders die Taubftummen- 
und die Irrenanstalt öemerkenswerth. Die letzte befindet sich in dem 
alten, von dem Bischof Bernward erbauten" Michaeliskloster, das 
mit seiner Kirche auf einem der höchsten Punkte der Stadt liegt. 
Man hat von da aus einen schönen Blick in die große Ebene, welche 
sich nördlich von der Stadt ausbreitet, ^ind die hier noch sehr frucht¬ 
bar ist, und nach den andern Seiten hin erblickt man waldreiche 
Berge, in deren wasserreichen Thälern grasreiche Wiesen und ergiebige 
Felder liegen. 
In der Nähe der Stadt befinden sich große Salzlager. Zwei 
Stunden von ihr entfernt bricht bei Salzdetfurt eine mächtige Salz¬ 
quelle zu Tage; dann finden sich abermals Salzquellen bei Salz¬ 
gitter; bei Salzderhelden gehen sie durch das Leinethal und zeigen 
sich auf der andern Seite der Leine nochmal bei Salzhemmendorf im 
Kalenbergischen. 
13. feie Mfstenthünier Göttingen und Grubenhageu, 
Der Boden in den Fürstenthümern Göttingen und Gru¬ 
benhagen ist überall gebirgig. Aus dem Thale der Leine, 
welche Göttingen in der Richtung von Süden nach Norden 
durchfließt, steigt man gen Westen den Solling hinan, der dann 
weiterhin zum Weser thale abfällt. Er ist meist mit Laubholz 
bedeckt. Sein Sandsteinboden liefert außer Eisen und Torf 
vielen guten Sandstein, der weit und breit verfahren wird, 
besonders auf der Weser. 
Östlich vom Leinethale wandert man über Bergzüge zum 
Thale der Ruhme, die durch das Wasser der vom Harze kom¬ 
menden Oder verstärkt von der rechten Seite in die Leine
	        
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