Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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predigen.« Sie aber achteten des nickt, so daß er den Previgtstuhl 
verlassen mußte. Im Frühjahr 1531 sandte Herzog Ernst den 
Generalsuperintendenten Regius nach Lüneburg; der entwarf eine 
Kirchenordnung für die Stadt. Auf seinen Wunsch ließ der Rath 
die Priester und Mönche auf das Rathhaus kommen. Hier setzte 
ihnen Regius die evangelische Lehre auseinander und fragte sie dann: 
»Liebe Herren, ihr habt meine Worte gehört; was dünkt euch: sind 
sie recht oder unrecht?" Als keiner darauf antwortete, sagte der 
evangelische Prediger Heinrich Lampe aus Lüneburg: „Was dünkt 
euch, ihr Herren, von des Doctors Predigen? Ist es eine teuflische 
Lehre, wie ihr gesagt habt, oder was sprecht ihr nun?" Dem er¬ 
widerten sie, er möge für sie alle antworten, worauf Lampe fort¬ 
fuhr: „Liebe Herren, hier steht ein Häuflein ungelehrter Priester, die 
nichts zu erwidern wissen." Da hörte man ein Lachen im Rath, 
und dieser befahl den Priestern und Mönchen, fortan zu schweigen 
ulid keine unnütze Rede gegen die Prediger hören zu lassen, da sie 
diese doch nicht zu widerlegen vermöchten. Seitdem ist Lüneburg 
evangelisch gewesen. 
3. Lüneburg hat schöne Kirchen, von denen vier durch hohe 
Türme geziert sind. Die Iohanniskirche ist die älteste und ihr Turm 
der höchste der Stadt. Außer Nürnberg und Regensburg sieht keine 
Stadt Deutschlands so alterthümlich aus wie Lüneburg. Goslar 
und Braunschweig kommen ihr darin nicht gleich. Fünf Sechstel 
der Stadt sind uralt. Alle Bürgerhäuser sind mit Giebel, Zinnen 
urid Erkeril ausgestattet. 
35. Das Kochsalz. 
Das Salz unterscheidet sich von andern Mineralien dadurch, 
daß es sich im Wasser auflöst und demselben seinen Geschmack mit¬ 
theilt. Der Salpeter, der Alaun, der Vitriol und das Kochsalz ge¬ 
hören zu den Salzen. 
Unser Kochsalz ist Quellsalz. Es gibt aber auch Steinsalz, 
welches in Schachten aus den Gebirgen gehallen wird, und Seesalz, 
welches nian aus Seewasser gewinnt. So finden sich z. B. an den 
Küsten des todten Meeres dicke Salzstücke. 
Da im Innern der Erde große Salzlager sind, so sind die Was¬ 
ser der Tiefe in der Nähe dieser Salzlager von Salz durchdrungen. 
So entstehen die Solen. Ist die Sole sehr salzhaltig, wie das die 
Lüneburger ist, so wird sie sogleich in große Pfannen geleitet. Dort 
verdunstet das Wasser über "dem starken Feuer, und zuletzt schießt 
das Salz in Kristallen an. Es wird dann aus den Pfannen gethan, 
gedörrt und endlich versandt. — Hat die Sole nicht viel Salz, so 
leitet rnan sie vorher erst auf hohe Gradierwerke. Dort läßt inan 
dieselbe an warmen, luststillen Tagen durch das aufgeschichtete Reisich 
herabtröpfeln; Sonne und Lust verdunsten auf diesem Wege, den 
das Wasser machen muß, einen großen Theil desselben und arbeiten 
so dem Feuer vor. Man nennt dies: die Sole wird gradiert, d. i. 
gesteigert, weil ihr Salzgehalt dadurch zunimmt.
	        
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