Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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Die Kiebitzen sind immer fröhlich, sie mögen fliegen oder Äufen, 
sich ätzen oder'baden, und der Hirtenknabe auf dem Ried sieht leine 
Lust an ihnen, zumal sie sich nicht verstecken, sondern ihr Wesen und 
ihre Kurzweil vor jedermanns Augen haben. Der Hamster aber 
ärgerte sich einmal darüber, daß ihm die Galle überlief, und sprach 
zu' dem Kiebitz, der etliche Schritte vor seiner Höhle einen Bock- 
sprung machte: „Wie kann man doch den ganzen Tag io lustig 
sein!" Der Kiebitz antwortete: „Das ist sehr begreiflich. Wir |inb 
mit dem täglichen Brote zufrieden; wir sorgen mcht für den andern 
Tag; wir haben weder Keller noch Speicher, und nichts, wonach dre 
Diebe gelüstet." 
41. Stade. 
Änweit der Elbe liegt an den Ufern der Schwinge und auf 
der Grenze der Elbmarsch und des Geestlandes die Stadt Stade, 
der Sitz der gleichnamigen Landdrostei. Sie gehört zu den ältesten 
Wehrstätten unsers Landes und war in der Vorzeit die Residenz des 
uralten Geschlechts des Grafen von Stade. Die Festungswerke der 
Stadt wurden gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geschleift, sind 
jedoch 1814 wieder hergestellt. 
Stade ist außer Harburg und Geestemünde der einzige Ort in 
Osthannover, welcher für die Schiffahrt Wichtigkeit hat. Äußer grö¬ 
ßeren Seeschiffen gibt es eine Menge kleinerer Küstenfahrzeuge, wel- 
che mit Bremen, Hamburg u. s. w. verkehren. Hin und wieder 
wird auch wohl ein Schiff zum Walfischfang ausgerüstet. Freilich 
leidet die Schwinge wie das ganze Stromgebiet der Unterelbe an 
Versandung und Verschlammung, weshalb schon 1766 ein Kanalbau 
erforderlich wurde, ohne welchen die Schiffahrt von der Elbe nach 
Stade vielleicht ganz aufgehört haben würde. Dennoch aber ist der 
kleine Fluß von großer Wichtigkeit für die Elbschiffahrt. Bei Ein¬ 
tritt des Winters suchen häufig Schiffe bei ihr Schutz, und die Rhede 
vor ihr, welche vor Südwest- und Nordwestwinden schützt, wird nicht 
selten zum Ankern benutzt. Wie Stade der Grenzpunkt zwischen 
Marsch und Geest ist, so bildet die Mündung der Schwinge die 
Scheidelinie zwischen dem Süß- und Seewasser. Hier ist die Eis¬ 
grenze, selten bildet sich tiefer abwärts auf der Elbe eine feste Eis¬ 
decke. Die größeren Seeschiffe Pflegen daher hier zu lichten. 
Die Luft ist wie am ganzen Gestade der Elbmündung und des 
Meeres feucht und rauh. Man heizt in den Häusern volle 6 Monate 
des Jahres ein. Dennoch ist die Gegend gesund, da die frische See¬ 
luft freien Zutritt hat und die aus den nahen Moorgegenden auf¬ 
steigenden Dünste entfernt. 
Die Stadt hat eine freundliche Lage. Der sogenannte schwarze 
Berg neben der Stadt, den früher öde Heide bedeckte, ist jetzt mit 
jungem, kräftigem Nadelholze bepflanzt und bietet eine malerische 
Aussicht dar. Von dem freundlichen Vergnügungsorte Hohewedel 
sieht man die Schwinge sich durch saftiges Wiesengrün nach der 
Stadt schlängeln und sich weiterhin in die Elbe ergießen, an deren
	        
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