Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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nasse Füße nicht scheuen, zu Fuß auf die Insel gelangen. Während 
der Flutzeit muß man das Watt zu Schiffe passieren. 
Die Insel hat einen Umfang von drei Stunden. Der Strand 
dacht sich allmählich in die See ab, besonders auf der West- und 
Nordwestseite, und zeigt einen völlig ebenen, dichten Sandboden. 
Don der Inselseite her wird der Strand von einer Dünenkette 
begrenzt, welche die ganze Insel, an manchen Stellen in vierfacher 
Reihe, wie ein Gürtel umgibt und sie gegen die Wuth der Wogen 
und der Winde schützt. 
Nur ein kleiner Theil der Insel, die gegen die häufig wehenden 
Nord- und Ostwinde geschützte West- und Südwestseite derselben, 
gestattet den Anbau einiger Gartengewächse und bietet den Einwoh¬ 
nern dürftige Weide für ihre wenigen Kühe und Schafe. Elsen, Pap¬ 
peln und Weiden, welche man angepflanzt hat, gedeihen nur bis zu 
einer gewissen Höhe; jeder Sprößling, der weiter als 12 bis 15 Fuß 
über die Erde hervorragt, stirbt ab. 
Mehrere Arten von Seevögeln, besonders Möven, Seeschwalben, 
Strandläufer, Beccassinen, Berg- und wilde Enten, Kaninchen in gro¬ 
ßer Anzahl gewähren den Iagdfreunden das Vergnügen einer eigen¬ 
thümlichen und seltenen Jagd. Von den Meerbewohnern sind es 
hauptsächlich die Delphine, Seehunde, viele Fischarten, Medusen, See¬ 
igel, Seesterne und verschiedene Muschelthiere, die sich am Strande 
und in der Nähe der Insel aufhalten. 
An süßem Wasser fehlt es Norderney nicht; dasselbe ist weich und 
etwas gelblich, aber ohne alle schädliche Beimischung. — Das Klima 
ist gesund. 
2. Die Bewohner der Insel, etwa 800 an der Zahl, leben alle 
in dem einzigen Dorfe Norderney. Die Häuser desselben stehen abge¬ 
sondert; in den Straßen laufen sehr bequeme Fußwege von rothen 
Backsteinen hin. Fast ein jedes Haus ist von einem Gärtchen umge- 
ben, welches von einer niedrigen Befriedigung eingeschlossen wird. — 
Zum Schutze gegen die Wellen, welche durch Nordweststürme herange¬ 
trieben werden und mitunter einen großen Theil der Insel überfluten, 
hat unsre Regierung eine lange Mauer auf dem nordwestlichen Gestade 
aufführen lassen. 
Die Bewohner der Insel leben von Schiffahrt und Fischerei. 
Während der Badezeit gewähren ihnen das Vermieten ihrer Wohnun¬ 
gen, die Bedienung der Fremden und manche andere Beschäftigungen 
einen ansehnlichen Verdienst. Sie sind einfache, treuherzige Menschen. § 
Dreist kann der Fremde seine Habe bei offenem Fenster lregen lassen; 
er braucht nicht besorgt zu sein, wenn er an den Thüren der Stuben 
und des Hauses keine Schlösser findet. 
3. Norderney kann mit Recht das vornehmste und glänzendste 
Seebad der Nordsee genannt werden. Die Regierung verwendet 
viel zur Verbesserung und Verschönerung der Badeanstalt, und jähr¬ 
lich steigt die Zahl der Besucher. Mit dem l. Juli beginnt die 
Badezeit und endet mit Ende Septembers. Man badet nur einmal
	        
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