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andern Seite so steil ab, daß es unmöglich war, hinabzuklettern,
und unten floß ein tiefer Waldstrom. Die Feinde wußten das und
kamen mit höhnenden! Triumphgeschrei heran. Da besinnt sich der
Trompeter kurz und ruft: Hilf mir, mein Gott! spornt sein Pferd,
setzt mitten in den Strom hinein und arbeitet sich unverletzt hin¬
durch an das jenseitige Ufer. Die Feinde stehen starr vor Stau¬
nen; dann begnügen sie sich, ihm ihre Schüsse nachzusenden, denn
den Sprung wollte ihm keiner nachthun. Der Schwede aber, als
er das Ufer hin angekommen war, wandte sein Pferd, schwenkte mit
der einen Hand die gerettete Fahne, mit der andern setzte er die
Trompete an den Mund und schmetterte ihnen laut, daß Wald und
Ufer erklangen, die Melodie des Liedes hinüber: Ein feste Burg ist
unser Gott/
14. Der Wegweiser.
Ein alter Pfarrer machte in seinem Wagen den Weg von
Osnabrück nach Quakenbrück, und weil zwar nicht viel hohe Berge, aber
dafür desto mehr kleine Lerglein zu passieren sind, die Sandkörner,
wirds Abend, ehe Quakenbrück erreicht ist. Der Weg ist längst ver¬
loren, der Nebel immer dichter, und wenn Quakenbrück seinen Namen
von den Fröschen bekommen hat, weiß der Leser auch, daß die
Frösche nicht in der Luft umherfliegen und in den Büschen ihre Nester
bauen, sondern denkt an die Sümpfe, in welche dort bald die Pferde,
bald der Wagen unserer Reisenden leichter hineingerathcn, als man
hinauskommen kann. Und weil niemand nah und weit ist, den
man hätte fragen können, wie weit es noch sei bis zur Stadt, oder
ob der Knecht den Pferden sein Haar oder sein Hott zurufen müsse
— einer aber ist dagewesen, ganz weit und ganz nahe—, steigt der
Pfarrer aus und der Knecht ab, und jener spricht: „Höre, Franz,
wir wollen es dem einen sagen", und betete also: „Lieber Herr, du
hast Israel in die Wüste, in der Wüste und aus der Wüste geführt,
des Tages mit einer Wolkensäule und des Nachts mit einer Feuer¬
säule; hast dem David gesagt Psalm 32, 8: ,Jch will dich unter¬
weisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich
mit meinen Augen leitew; hast Wege allerwegen und auch von
Osnabrück nach Quakenbrück, und zwar für Pfarrer und Knecht und
Wagen und Pferde. Die Sümpfe gehören den Fröschen; die Erde
aber hast du den Menschenkindern gegeben: nun, so hilf uns auch auf
den rechten Weg. Amen!« Und der Herr erhörte das Gebet; aber
sein Amen lautete also:
Weg hast du allerwegen.
An Mitteln fehlt dirs nicht;
Dein Thun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht;
Dein Werk kann niemand hindern;
Dein Arbeit kann nicht ruhn.
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst thun.
Denn als die beiden Beter ihre Häupter wieder bedeckten, horch,
so singen die Frösche nimmer, die nur ein Lied und eine Melodie
haben; aber ein Knabe, der spät seine Herde heimtrieb, sang diesen