Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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Dörfer in Rauch aufgehen und schossen auf die Bauem wie auf 
Hunde. Nach ihnen kamen die Kaiserlichen und nahmen, was sie 
konnten. Tilly brachte von 1628 bis 1631 in dem Lande zwischen 
Deister und Leine mehr als zwei Millionen Thaler auf. Herzog 
Christian von Celle, welcher von diesem Kriege sagte, er sei aus Got¬ 
tes gerechtein Zorn über die Sünden der Zeit entsprossen, schätzte schon 
am Schlüsse des Jahres 1628 den Schaden, welchen die fremden 
Heere ihm zugefügt hatten, auf mehr als sieben Millionen Thaler, 
Friedrich Ulrich aber den seinigen schon im Jahre zuvor auf das 
Zehnfache dieser Summe. Das Fürstenthum Kalenberg mußte 1634 
allein an Kriegssteuer 18000 Thaler zahlen. Noch in dem Jahre vor 
dem Friedensschluß erpreßten die Schweden aus den Dörfern des 
Amtes Winsen 18000 Thaler. Die Stadt Lüneburg mußte von 1638 
an bis zum zweiten Jahre nach dem Friedensschluß eine halbe Million 
Thaler an Kriegssteuern zahlen. Als die Schweden 1636 Lüneburg 
besetzten, mußten die Bürger 36000 und das Kloster St. Michaelis 
14000 Thaler erlegen, um die Plünderung abzuwenden. Die Stadt 
Burgdorf mußte 1632 an den kaiserlichen Kriegsobersten Pappenheim 
12000 Thaler zahlen, und dennoch war sie vor der Brandfackel nicht 
geschützt. Üizen mußte den Schweden 1635, weil es auf Befehl des 
Landesherrn ihnen den Einzug verweigerte, mit 21000 Thalern büßen. 
Göttingen berechnete schon 1629 den Schaden, der ihm aus dein 
Kriege erwachsen war, auf mehr als eine halbe Million. Bürger und 
Bauern zogen in Scharen aus dem Fürstenthum weg, weil ihre Häu¬ 
ser eingeäschert, ihre Pflüge zerbrochen, ihre Saaten zerstampft waren, 
und gingen nach dem Eichsfelde, urn als Handarbeiter ihr Leben zu 
fristen. Goslar hatte von 1632 bis 1634 über 530000 Thaler Kriegs¬ 
kosten ; mehr als 200 Bürger wanderten 1635 aus Angst und Betrüb¬ 
niß ins Elend. 
In den braunschweig-lüneburgischen Fürstenthümern waren 
über 200 Städte, Flecken und Dörfer abgebrannt. 1671 fanden 
sich in den Ämtern Harste noch 202, Neustadt am Rübenberge 191, 
Kalenberg 63, Moringen 49, Lauenstein 31 Ackerstellen, welche seit 
dem Kriege wüste lagen. Häufig wies der Kriegsoberft, wenn ein 
Amt die Schatzung nicht leisten konnte, den Soldaten einzelne Dörfer 
zum Ausplündern an; wer dann seine Habe zu retten suchte, wurde 
erschlagen, und das ausgeraubte Haus wurde verbrannt. Im Amte 
Burgdorf war die Hälfte aller Hauswirte den Hungertod gestorben 
oder vonr Feinde erschlagen. Die Bürger von Nordheim waren 
1637 auf 150 Köpfe zusammengeschmolzen; über 300 Häuser standen 
herrenlos und wurden von den Nachbarn abgebrochen, die ihr Ge¬ 
bälk zur Feuerung benutzten. In Göttingen waren von 818 Häu¬ 
sern 450 abgerissen, eingefallen, verwüstet und verbrannt. Die Zahl 
der Tuchmachermeister war von 400 auf 17 gesunken. Einbeck hatte 
noch 20 Jahre nach dem Kriege 94 unbewohnte Häuser und 435 
wüste Stätten; Uslar hatte 11 Brandstätten, Springe 12, Patten¬ 
sen 15, Rehburg 25, Wunstorf 46 
S. Als der Landmann seine Saat vernichtet, sein Bieh geraubt
	        
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