Das Gesicht.
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artigen Flüssigkeit angefüllt. Die bisher erwähnten Theile
liegen nun auf dem Wege, den das Licht bis zur hintern Augen-
wand nimmt, sonach einander: Hornhaut, wässrige Flüssigkeit,
Regenbogenhaut, Krystalllinse, glasartige Flüssigkeit. Unter
den Häuten, welche den Augapfel umschliessen, kam bis jetzt
nur die Hornhaut vor. An ihren kreisrunden Rand stösst eine
weis8e, undurchsichtige, genannt die harte Haut; sie umzieht
den übrigen Theil des Augapfels. Unter ihr liegt eine zweite,
die Aderh'aut, deren äussere Seite von feinen Aederchen
roth, die innere von einem dunklen Farbestoffe schwärzlich
aussieht. Nach dieser folgt die letzte, die Netzhaut, welche
sich über die inneren Wände des Auges hinzieht. Sie ist sehr
zart, glänzend und bläulich weiss. Die harte und die Ader¬
haut enden an dem Umkreise der Hornhaut, die Netzhaut reicht
nicht ganz bis dahin.
Um einen Gegenstand sehen zu können, müssen von ihm
Lichtstrahlen zu unserm Auge gelangen. Sie dringen durch
die Hornhaut, werden in der wässrigen Flüssigkeit gebrochen,
gehen aus der runden Oeffnung der Regenbogenhaut in die
Linse und den Glaskörper, fallen endlich auf die Netzhaut und
entwerfen hier ein Bild. Richten wir zum Beispiel unser Auge
gegen einen Baum, so zeichnet sich auf die Netzhaut ein Bäum¬
chen. In diesem Bilde empfinden wir gleichsam den Gegen¬
stand, das heisst wir sehen ihn. Wie jedoch die Netzhaut
durch den mit ihr verbundenen Nerven das Bild zur Seele
bringt, das bleibt dem Menschen ein Geheimniss. Verliert die
Netzhaut die Empfindung, so wird der Mensch blind und die
Krankheit heisst der schwarze Staar. Er ist schwer zu¬
heilen. In dem sogenannten grauen Staare ermangelt die
Krystalllinse der Durchsichtigkeit; und da nun die Lichtstrahlen
nicht mehr bis auf die Netzhaut dringen können, so entsteh!
Blindheit.
Der bewunderungswürdige Ban und die Schönheit des
Auges muss uns zur Ehrfurcht gegen Gott stimmen. Die Welt
spiegelt sich in dieser beweglichen Kugel ab, und sie dient
wieder Andern als Spiegel unserer Seele. Der Glanz des
Auges verändert sich auf eine unerklärbare Weise und lässt
errathen, was im Gemüthe vorgeht. Allein nicht nur das
Leuchten aus dem Augapfel, sondern auch seine Stellung und
Bewegung deuten den innern Zustand an.
Das Menschengeschlecht verdankt dem Sehen einen grossen
Theil seiner Bildung. Wie unglücklich ist der Blinde! Er
kann wenig von den Werken des Schöpfers, von vielen gar
nichts wahrnehmen. Hört er von Sonne, Mond, Sternen, Wol-