Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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Wasservorräthe sind erschöpft; die Hitze aber hat schon bedeu¬ 
tend nachgelassen, und hin und wieder wird der Boden durch 
einen Gewitterregen erfrischt. Dies war die Zeit des Laub¬ 
hüttenfestes in Israel. 
3. Schwerlich wird ein anderes Land der Erde auf einem 
so kleinen Raume so mannigfaltige Erzeugnisse des Morgen- 
und Abendlandes, Früchte der gemäßigten und der heißen 
Zone hervorbringen, wie das gelobte Land. Dies kommt von 
der wunderbaren Mannigfaltigkeit von Hochgebirgen, Hügel¬ 
land, Hochebenen, Tiefthälern, Küstenebenen, Seen, Schluchten, 
Kesselthälern und Breiten, wie sie in keinem andern Lande auf 
einem so kleinen Raume zu treffen sind. 
An die hochragenden Gebirgshäuoter des Libanon und 
Hormon lehnt sich ein höchstens 35 Meilen langes und 20 Mei¬ 
len breites Hochland an, das durch das tiefe Jordanthal in 
zwei Theile getheilt ist. Der östliche Theil heißt in der heili¬ 
gen Schrift das Land Gilead, der westliche das Land Kanaan; 
dieses enthält die drei Landschaften Galiläa, Samaria und Judäa. 
2. Das Jordanthal. 
1. Äer Jordan durchströmt das heilige Land von Norden nach 
Süden. Er entsteht aus mehreren Quellen am Fuße des Hermon 
und fließt zunächst in den See Merom. Der Merom ist im Früh¬ 
linge, wenn auf dem Libanon der Schnee thaut, über drei Stunden 
lang und zwei Stunden breit. Im Sommer dagegen ist er ganz 
ausgetrocknet. Man bestellt dann in ihm das Feld und erntet Reis. 
— Am Südende des Sees tritt der Jordan wieder hervor; sein Lauf 
geht in rascher Strömung, und sein getrübtes Wasser klärt sich bald 
ab. — Einige Stunden südwärts geht er durch eine fruchtbare Ebene 
langsam in den See von Genezareth. Dieser freundliche Land¬ 
see, welcher auch das galiläische Meer oder der See von Liberias 
genannt wird, ist drei Meilen lang und bis anderthalb Meilen breit. 
Er bildet eine der anmuthiasten Gegenden des heiligen Landes. Der 
runde Spiegel seiner dunkelblauen Gewässer blmkt klar und glänzend 
zwischen den Bergen hervor. Im Norden und Süden begrenzen ihn 
fruchtbare Ebenen; im Osten und Westen dagegen umschließen ihn 
schöne Hügel und Berge. Aus ihren Schluchten treten rasche Bäche 
hervor und ergießen sich in ihn. Zuweilen bringen plötzlich aus diesen 
Bergen hervorspringende Zugwinde und Windwirbel das friedliche 
Gewässer in wilden Aufruhr, wie damals, als der Herr auf dem 
Schifflein schlief, Luk. 8. Der Reichthum des galiläischen Sees an 
Fischen ist sehr groß; sein Wasser ist rein und kühl; Grund und Ufer 
sind sandig. An seinen Ufern gedeihen Datteln, Citronen, Pome¬ 
ranzen, Trauben, Melonen und Getreide. Dichter Baumwuchs mit 
Buschwerk, Oleanderbäume und Saatfelder umkränzen das nord¬ 
westliche Ufer. Aus den Büschen ertönt das Lied der Drossel und 
Nachtigal und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der 
wilden Taube.
	        
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