Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

Acht Tage nach Weihnacht feiern wir das Fest der Beschneidung 
Christi; es ist zugleich der Anfang des bürgerlichen Jahres und wird 
daber auch Neujahrsfest genannt. Der Sonntag nach Neujahr heißt 
das Epiphanienfest oder das Fest der Erscheinung Christi; es erinnert 
daran, daß auch die Heiden in dem Lichte Christi wandeln sollen, 
weshalb an diesem Tage die Kirchencollecte für die Heidenmission ge¬ 
schieht. Die nächsten Sonntage heißen Sonntage nach dem Feste 
der Erscheinung Christi. Sie alle erinnern daran, wie der Herr seine 
Herrlichkeit offenbart hat. Ihre Zahl ist alljährlich verschieden, se 
nachdem Ostern früh oder spät eintritt. 
Der zweite Festkreis umschließt das Osterfest. Die Vor¬ 
feier von Ostern beginnt neun Wochen vor dem Feste. Die ersten 
drei Sonntage derselben heißen: Septuagesimä, Sexagesimä und 
Quinquagesimä, d. i. der 70., 60. und 50. Tag*). Die folgenden 
Sonntage, welche alle in der Fastenzeit liegen, heißen Fastensonntage. 
Es sind ihrer sechs. Der fünfte Fastensonntag ist zugleich das Fest 
der Verkündigung Mariä**). Die Woche vor Ostern heißt die stille 
Woche; sie hat zwei Festtage, den grünen Donnerstag, an welchem 
der Heiland das heilige Abendmahl eingesetzt hat,-und den stillen 
Freitag, den Todestag Jesu. Das Osterfest wird am Sonntage nach 
dem ersten Frühlingsvollmonde gefeiert und fällt daher in die Zeit 
vom 22. März bis zum 25. April. An demselben jubelt die Christen¬ 
heit: „Der,Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein 
Stachel? Hölle, wo ist dein'Sieg?" Die Nachfeier des Osterfestes 
sind die 40 Tage der Freude, da der Herr sich seinen Jüngern lebendig 
zeigte durch mancherlei Erweisungen. Die sechs Sonntage bis zuin 
Pfingstfeste heißen die Sonntage nach Ostern***), deren erster auch 
der weiße Sonntag genannt wird, weil in der alten Kirche die zu 
Ostern getauften Christen bis zu diesem Sonntage ihre weißen Tauf¬ 
kleider trugen. Heutzutage geschieht bei uns an diesem Sonntage die 
Confirmation. 
Am Donnerstag nach dem fünften Sonntage nach Ostern wird 
das Himmelfahrtsfest gefeiert. Mit ihm beginnt die Vorfeier von 
Pfingsten. Die neun Tage von Himmelfahrt bis Pfingsten sind die 
heilige Wartezeit auf den heiligen Geist. Das Pfingstfest wird 
*) Der letzte Sonntag heißt auch Estomihi nach Ps.7I,3: Sei mir ein 
starker Fels. Dieser Vers wurde vor alters in der Kirche an diesem Sonntage gesungen. 
**) Auch die Fastensonntage staben von den Bibelstücken, welche an denselben 
gesungen wurden, lateinische Namen: der erste steißt Jnvocavit nach Ps. 91, 15: 
Er hat mich angerufen; der zweite Reminiscere nach Ps. 25, 6: Gedenke, 
Herr, an deine Barmherzigkeit; der dritte Oculi nach Ps. 25, 15: Meine Augen 
sehen stets zum Herrn; der vierte Latare nach Jes. 66, 10: Freuet euch mit 
Jerusalem; der fünstc Judica nach Ps. 43, 1: Nichte mich. Gott, und der sechste 
Palm arum nach Mtth. 21, 8. 
***) Sie sühren auch die lateinischen Namen Quasimodogeniti nach 1. Petri 
2,2 : Seid begierig nach der vernünftigen, lautern Mäch als die jetzt geborenen 
Kindlein; Misericordias Domini nach Ps. 33, 5: Ich will singen von der 
Gnade des Herrn; Jubilate nach Ps.66,2: Jauchzet Gott, alle Lande; Can. 
late nach Ps. 98,1 : Singet dem Herrn ein neues Lied; Rogate nach Mtth. 7, 7: 
Bittet, so wird euch gegeben; Exaudi nach Ps. 27, 7: Herr/hore meine Stimme.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.