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mein Gott, wenn nicht auf Erden, doch im Himmelreich und dann in
alle Ewigkeit. Amen."
Als die Töne des Gebets verklungen waren in ihrem H^M,
küßte die Großmutter ihren Enkel, und ihre Stimme bebte, als sie
zu ihm sagte: „Gute Nacht, liebes Kind; vergiß Gott nicht und auch
mich nicht, so sehen wir uns einmal wieder, hier oder dort." Jakob
aber weinte laut, und wie ein liebes, gutes Kind hing er am Halse der
Großmutter.
71. Der Ackerbau ist ein göttlich Werk.
Äckerban ist ein göttlich Werk, das Gott befohlen/hat, und
der Bauern Arbeit ist die fröhlichste und voller Hoffnung; denn
Pflügen, Säen, Pflanzen, Pfropfen, Abmähen, DrescherWbolzhauen,
das hat alles große Hoffnung. O wie selig wären die BarMr, wenn
sie ihr Gutes erkenneten!
Große Herren und Fürsten haben große, wichtige Sachen und
Händel zu verrichten, müssen deshalb mehr Sorge und Gefahr haben;
aber Bauern haben dagegen gute Tage, sind sicher und sorgen nicht viel,
noch kümmern sie sich um Staatshändel.
Wenn ein Bauer die Fährlichkeit und Mühe eines Fürsten wüßte,
er würde Gott danken, daß er ein Bauer ist und in dem seligsten
und sichersten Stande; aber sie sehen und erkennen ihr Glückend
Wohlfahrt nicht, sehen nur aus den äußerlichen Schmuck und Gepränge
der Fürsten, als: daß sie hübsch gekleidet sind, mit goldenen Ketten
behängen, haben große Schlösser und Häuser, leben herrlich, sind reich
und gewaltig; sie sehen aber mcht die große Sorge und Gefahr, darin
Fürsten leben wie in einem Feuer, da em Bauer hinterm Ofen liegt,
brät Birnen und ist sicher.
72. Die Kartoffel.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jah¬
ren aus Amerika zu uns. Und zwar zuerst nach Italien, dann
nach England, wo übrigens die Kartoffeln anfangs nur als Selten¬
heit in einzelnen Gärten gebaut wurden. Denn fast hätte sie der
Freund von Franz Drake, dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur
Aussaat schickte, und dazu schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei
so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau für sein Vaterland
für höchst nützlich halte, aus seinem Garten wieder herausreißen
und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem
Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute
hangen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren
gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle
ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte
Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede
an die Gäste, worin er diesen sagte, er habe hier die Ehw, ihnen
eine Frucht mitzutheilen, wozu er den Samen von seinem Freunde,
dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte, daß ihr
Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren koste-