Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

54 
Wie mans treibt, so gehts. Des Morgens sieht man, ob der 
Tag will schön werden. Wer früh ausgeht, kommt früh heim. 
Was ein guter Hake werden will, krümmt sich bei Zeiten. 
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Zeit 
bringt Rosen. Wie man sich bettet, so schläft man. Wie die 
Arbeit, so der Lohn. Wie die Aussaat, so die Ernte. Grauer 
Morgen, schöner Tag. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Lust 
und Liebe zum Dinge macht Müh und Arbeit geringe. Im 
Fluge wachsen die Schwingen. Anfang ist kein Meisterstück. 
Übung macht den Meister. 
78. Rom ist nicht in einem Tage erbaut. 
Äas will sagen: wichtige Geschäfte und große Werke lassen 
sich selten kurz abthun und wollen zu ihrer guten Ausführung 
besonnene Weile haben. Mit diesem Sprichwort entschuldigen sich 
aber viele fahrlässige und träge Menschen, welche ihr Geschäft nicht 
treiben und vollenden mögen, und schon müde sind, ehe sie recht 
anfangen. Mit dem Rom ist es aber eigentlich so zugegangen: 
es haben viele fleißige Hände viele Tage lang vom frühen Morgen 
bis zum späten Abend unverdrossen daran gearbeitet, und nicht abge¬ 
lassen, bis es fertig war. So ist Rom entstanden. Was du zu thun 
hast: machs auch so. 
79. Vom Rechnen. 
Cs ist im Leben oft nützlich und nothwendig, daß man recht 
genau rechne, und mancher wäre ein behaltener Mann, wenn er 
nur ein wenig sorgfältiger gerechnet hätte. Wer z. B. ein Haus 
baut, der soll überschlagen, wieviel es ihm kosten wird, und ob er 
auch die Mittel habe, den Bau hinauszuführen; und wer auf Reisen 
ist, soll seinen Vorrath an Gelde oft zählen, damit er nicht im An¬ 
sang zuviel ausgebe und dafür späterhin Noth leiden müsse. Auch 
im gewöhnlichen Leben soll man zuweilen nachrechnen, wieviel diese 
oder jene Ausgabe im Jahre beträgt, und die entbehrlichen Ausga¬ 
ben beschränken, damit es nicht nachher an dem Nothwendigen fehle. 
Gibst du z. B. alle Tage nur einen Groschen unnöthig aus, so macht 
es in der Woche schon sieben Groschen, in einem Monat von 30 Tagen 
macht es einen Thaler und in einem Jahre volle 12 Thaler, ohne die 
Groschen, die noch auf die längeren Monate fallen. 
Oder auch so. Du stehst alle Tage um 6 Uhr des Morgens auf 
und gehst um 10 Uhr zu Bette, und arbeitest dabei täglich 10 Stunden, 
denn 6 Stunden nimmst du zum Essen, zur Ruhe und zu deiner Er¬ 
holung. Dein Nachbar aber steht täglich um 4 Uhr des Morgens aus 
und geht eine Stunde später zu Bette und arbeitet täglich 3 Stunden 
mehr als du. Nun rechne einmal aus, wieviel das im Jahre betragen 
wird , und wieviel länger dein Nachbar gelebt hat, wenn er auch dem 
Taufscheine nach mit dir gleich alt ist. 
Aber es ist doch nicht gut, daß man überall und immer nach 
der größten Strenge rechne; denn es gibt auch Fälle, wo das Rech-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.