Full text: Der Westphälische Kinderfreund

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I. Erzählungen 
lieber zu haben, als vorher. - Nun kam wieder Ord¬ 
nung und Fröhlichkeit in das Haus, und die Kinder sa¬ 
ßen von jetzt an nie mehr so stumm und traurig, als 
bisher. 
z8- Die guten Brautleute. 
Eme kranke Witwe lag in einer elenden Hütte ganz 
, allein. Einst hatten die Leute im Dorfe eine Hochzeit, 
zu welcher viel Essen gekocht wurde. Da sagte die Braut 
zu dem Bräutigam: „Uns gehet es, Gottlob! so wohl. 
Wir haben Ueberfluß — aber wie viele mögen Noth lei¬ 
den! Las; uns an unserem Hochzeittage eine gute Hand¬ 
lung thun, und der armeit kranken Frau dort ein wenig 
Essen schicken, oder selbst bringen!" Du hast Recht," 
sagre der Bräutigam, „ ich liehe dich nun noch mehr, als 
vorher, weit du so gut gestirnt bist." Da nahmen sie 
jeder etwas von den guten Speisen, und trugen es selbst 
der armen Frau hin, und sorgten, daß die Frau, die bis¬ 
her ganz verlassen war, Arzenei und Wartung erhielt. 
Die kranke Frau weinte vor Freuden und segnete sie. 
Darauf gingen sie wieder nach dem Hochzeithause, und 
rühmten sich nicht etwa ihrer That vor den Gästen, aber 
sie waren außerordentlich vergnügt. Sir. 14, 14. 
39. Der Ungeduldige. 
Klaus war krank, und die Krankheit endigte sich mit 
einem Ausschläge in der Haut. Ein verständiger Predi¬ 
ger, der ihn besuchte, riech ihm, sich etliche Tage ruhig 
zu halten, und vor Erkältung zu hüten, und das Em¬ 
pfindliche des Ausschlages, wodurch dieKraukheit gehoben 
würde, geduldig zu ertragen, ohne es durch Kratzen und 
Reiben zu vermehren. Aber Klaus folgte diesem guten 
Rathe nicht; erkaltete sich, und kratzte sich allenthal¬ 
ben wund. Dadurch wurden die Schmerzen vermehrt, 
und er wurde immer ungeduldiger. Endlich schlug durch 
die oftmalige Erkaltung der Ausschlag zurück, und Klaus 
mußte unter großen Schmerzen sterben. Spr. Sah 
i6, 3o.
	        
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