Full text: Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen

Neunte Abtheilung. 
Geschichte Sachsens. 
§- i. 
Vor ungefähr 2000 Jähren sah es in den Landstrichen, welche 
das jetzige Königreich Sachsen bilden, ganz anders aus, als jetzt. 
Sümpfe und Moräste breiteten sich in den Gründen und an den 
Flüssen aus; dichte und undurchdringliche Wälder bedeckten einen 
großen Theil des Landes und wilde Thiere, welche längst ausge¬ 
rottet sind, wie Bäre, Wölfe, Auerochsen u. dgl., hielten sich in 
denselben auf. Übervies war das Land noch völlig unbewohnt. 
Die ersten Menschen, welche in diese Gegenden kamen, waren 
Deutsche. Sie gehörten zu dem Hauptstamme der Sueven, 
welche ihren Namen von dem Worte See, welches in einigen 
Mundarten Sewe lautete, erhalten haben sollen, da ihre Wohn¬ 
sitze früher an der Ostsee waren. Man glaubt, daß der Name 
der Schwaben, welche auch von den Sueven abstammen, später 
daraus entstanden sei. Darüber aber ist man noch nicht einig, welche 
Völkerstämme der Sueven in unseren Gegenden zuerst ihre Wohn¬ 
sitze aufgeschlagen haben. Einige nennen die Hermunduren, 
Andere die Semnonen, noch Andere die Markomannen als 
die ersten Bewohner. Daraus seht ihr, daß die Bewohner des 
heutigen Sachsens nicht von den alten Sachsen herstammen, von 
welchen euch Einiges im 16. §. der 6. Abtheilung erzählt wor¬ 
den ist; denn diese wohnten von der Eider bis zur Weser und dem 
Rheine, also in dem nordwestlichen Deutschland und sind in die 
Gegenden zwischen der Elbe, Saale und Mulde nie gekommen. 
Der Name der Sachsen wurde auf die Bewohner dieser Gegenden 
erst später übergetragen, seitdem das jüngere Herzogthum Sach¬ 
sen im I. 1423 mit der Markgrafschaft Meißen vereinigt worden 
war. Ungefähr im 5. und 6. Jahrhundert nach Christus dran¬ 
gen die Sorben, ein slavischer Volksstamm, in diese Gegenden 
ein und suchten die Deutschen daraus zu verdrängen. Sie dran¬ 
gen bis an die Saale vor, wurden aber später von den Deutschen 
überwältigt. Ob die Römer bis hierher gekommen sind, ist sehr 
ungewiß; doch ist es nicht unwahrscheinlich. Auch glauben Einige, 
daß die Schlacht, in welcher der berühmte Hermann den Mar- 
bod, der sich zum Könige der Markomannen gemacht hatte, 
im I. 17 n. Chr. überwand, in unserem Vaterlande stattgefunden
	        
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