360
Neunte Abtheilung.
zurück, feierlich und herzlich überall von den Sachsen empfangen.
Man beeiferte sich von allen Seiten, ihn: die Größe des erlittenen
Verlustes vergessen zu machen. So beherrschte er denn noch bis
zum 5. Mai des Jahres 1827 sein geliebtes Sachsen, von deni
er sich nicht trennen wollte, geachtet und geliebt von seinem Volke,
zwar nicht, wie Viele wünschten, den Staat neu gestaltend, aber
mit der alten Gerechtigkeit waltend bis an das Ende seines Le¬
bens. Ein schönes Denkmal, seit 1843 ihm errichtet, erinnert
an diesen edlen Fürsten, der mit Recht den Namen des Gerechten
verdient.
tz. 22.
Unter der Regierung seines Nachfolgers und Bruders, An¬
ton I., wurde keine der bisher bestandenen Einrichtungen gestört,
vielmehr blieb Alles in der früheren Verfassung. Allein bald
sprach sich der Wunsch nach einer neuen Verfassung unter dem
Volke so unzweideutig aus, besonders nach der in Frankreich aus¬
gebrochenen Revolution vom I. 1830, daß der König beschloß,
den Wünschen seines Volkes nachzugeben und dem Lande eine
neue Verfassung zu gewähren. Um dieses Werk um so schneller
zu fördern, nahm er auch seinen Neffen, den Prinzen Friedrich
August, als Mitregenten an, nachdem der Vater desselben, Prinz
Maximilian, feierlich erklärt hatte, daß er auf die ihm zuste¬
hende Krone Verzicht leiste. Bereits am 4. Sept. 1831 wurde
die neue Verfassungsurkunde oder Konstitution mit großer Feier¬
lichkeit übergeben. In den nächsten Jahren war man bemüht,
die Konstitution in wirkliche Ausführung zu bringen. Der Kö¬
nig selbst zeigte sich während seiner ganzen Regierungszeit als
ein sehr liebevoller Fürst, weshalb man ihn auch Anton den
Gütigen zu nennen pflegte. Am liebsten hielt er sich in dem
von ihm angekauften Schlosse Weesenstein aus. Nachdem er noch den
27. Dec. 1835 zur großen Freude des ganzen Landes seinen
80sten Geburtstag gefeiert hatte, verschied er sanft am 6. Juni
1836. Ihm folgte auf dem Throne der noch jetzt regierende
König, Friedrich August II., welcher schon als Mitregent
durch die schönen fürstlichen Worte: „Vertrauen erweckt
wieder Vertrauen"! die Herzen seines treugesinnten Volkes sich
gewonnen hatte. Und er wirkt in gleichem Sinne auch als Kö¬
nig fort, so daß die Sachsen niit Liebe und Verehrung zu ihm,
wie zu der in gleichem Geiste wirkenden Königin Maria, sich
hingezogen fühlen und keinen innigeren Wunsch haben, als daß
das hohe königliche Paar noch recht lange zu»r Segen und zur
Freude des Landes über dasselbe herrschen möge!
Druck von Beruh. Tauchnitz jun.