Full text: Der neue deutsche Kinderfreund

VI. Von dem Menschen. 
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Stimme; aber kein Tbier kann sprechen, b. h. durch An¬ 
deren verständliche Töne seine Gedanken, Empfindungen 
und Wünsche ausdrucken. Der Papaaei, der Nabe und 
einige andere Vögel lernen zwar den Tan einzelner Wörter 
nachahmen; aber sie denken sich dabei nichts, und lernen 
nie eigentlich sprechen. Es giebt nur wenige Thiere, wel¬ 
che so alt werden als der Mensch, und die meisten Thiere 
können nur in diesen oder jenen Himmelsstrichen, in kalten 
oder warmen Gegenden leben, da hingegen der Mensch 
fast die ganze Erde bewohnen kann. Man findet Men¬ 
schen in den heißesten und kältesten Gegenden; und selbst 
der Hund, der treue Gefährte des Menschen kann nicht 
allenthalben ausdauern, wo der Mensch ausdauert. Auch 
die Thiere haben Sinne, und bei manchen Thieren sind 
manche Sinneswerkzeuge schärfer, als die des Menschen. 
Der Hund hat einen feineren Geruch, der Haase ein fei¬ 
neres Gehör, die Raubvögel fast alle ein schärferes Ge¬ 
sicht; aber der Mensch weiß sich den Gebrauch seiner Sin- 
ne auf mannigfaltige Art zu er!<ichrcrn, und har Werk¬ 
zeuge erfunden, durch welche er das reichlich ersetzt, waS 
etwa diesem oder jenem Sinne an Schärfe abgeht, z. D. 
die Hörröhre und Ferngläser. Die meisten Thiere sind 
an eine bestimmte Arr Speise, oder doch an einige Arten 
gebunden; der Mensch nimmt seine Nahrung aus allen 
Neichen der Natur, und bereitet sie sich auf mannigfalti¬ 
ge Weise zu. Auch Thiere haben manche Fertigkeiten 
und Geschicklichkeiten. Sie unterscheiden die für sie ge¬ 
nießbaren Dinge von anderen. Einige stiegen, andere 
schwimmen oder klettern, einige bauen sich Nester, andere 
machen sich künstliche Wohnungen in oder auf der Erde 
und dergleichen mehr; aber alle diese Fertigkeiten sind ih¬ 
nen angeboren, und bei allen ihren Verrichtungen werden 
sie nicht von Ueberlegung, sondern von Trieben geleitet, 
Auch wir Menschen haben Triebe. Wenn wir hungrig 
oder durstig werden, so erwacht bei uns der Trieb zu essen 
und zu trinken; wenn wir Andere etwas thun sehen, so 
regt sich oft der Trieb der Nachahmung; wenn wir allein 
sind, so fühlen wir den Trieb nach Gesellschaft; wenn 
wir Langeweile haben, den Trieb nach Thätigkeit; aber 
Mp sind nicht gezwungen, hiesen Trieben zu folgen; wik
	        
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