Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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als die Erde und die Sonne; aber in seiner körperlichen Masse fünfzigmal kleiner, 
als die Erde, und nicht viel über 50,000 Meilen von ihr entfernt. Zweitens: 
Der Mond, wie die Sonne, scheint sich in vierundzwanzig Stunden um die Erde 
herumzudrehen. Erscheint nur so, und in Wahrheit kommt das Erscheinen und 
Verschwinden des Mondes, wie der Sonne, nur von der Umdrehung der Erde um 
ihre Axe her. Drittens: Der Mond muß auch sein Licht und Gedeihen von der 
Sonne empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die Sonne 
gekehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer die nämliche Hälfte 
hell und die nämliche finster bleibe, so dreht sich der Mond, wie die Erde, um sich 
selber oder um seine Axe, und zwar in neuuundzwauzig und einem halben Tag. 
Daraus folgt, daß in dieser langen Zeit der Tag und die Nacht nur einmal um 
den Mond herumwandeln. Der Tag dauert dort an einem Ort so lange, als 
ungefähr zwei von unsern Wochen, und eben so lange die Nacht; und ein Nacht¬ 
wächter muß sich dort schon sehr in Acht nehmen, daß er in den Stunden nicht irre 
wird, wenn es anfängt, zweihundertdreiuudzwauzig zu schlagen, oder dreihundert- 
ueun. — Aber viertens: Der Mond bewegt sich in der nämlichen Zeit auch um 
die Erde. Dies sieht man an den Sternen. Wenn mau einen langsam gehenden 
Postwagen aus weiter Ferne beobachtet, meint man, er stehe still; wenn man aber 
bemerkt, wie er doch nicht immer neben dem nämlichen Baum an der Straße sich 
befindet, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man, 
daß er nicht still steht, sondern langsam der Station zufährt. Wenn er aber in 
einem großen Kreis um den Leser herumführe, so müßte er doch zuletzt wieder zu 
dem nämlichen Baum kommen, bei welchem er zuerst stand, und daran müßte 
man erkennen, daß er jetzt seinen Kreislauf vollendet hat. Also auch der Mond. 
Er hält sich nicht jede Nacht bei dem nämlichen Sternlein auf, sondern er rückt 
weiter von einem zum andern. Am andern Abend um die nämliche Zeit ist er 
schon um ein Beträchtliches vorgerückt, aber ungefähr in oben benannter Zeit, 
etwas früher, kommt er wieder zu dem nämlichen Stern, bei dem er zuerst stand, 
und hat seinen Kreislauf um die Erde vollendet. Fünftens: Da sich der Mond 
also um die Erde bewegt, so ist daraus leicht abzunehmen, was es mit dem Mond- • 
Wechsel für eine Bewaudtniß hat. Der Neumond ist, wenn der Mond zwischen 
der Sonne und der Erde steht, aber etwas höher oder tiefer. Alsdann ist seine 
ganze erleuchtete Hälfte, oder sein Tag, gegen die Sonne gekehrt, und seine Nacht 
schaut herab gegen uns. Vom Neumond an, wenn der Mond auf semem Umlauf 
zwischen der Sonne und der Erde heraustritt und sich gleichsam mit ihnen in's 
Dreieck stellt, erblicken wir zuerst einen schmalen Streif von der erhellten Mond¬ 
kugel, der immer größer wird, bis zum ersten Viertel. Das erste Viertel ist, wenn 
der Mond so steht, daß gerade die Hälfte der erleuchteten Halbkugel oder der vierte 
Theil von dem Monde gegen uns im Licht ist, und die Hälfte von der verfinsterten 
Halbkugel im Schatten. Der Vollmond ist, wenn der Mond auf seinem Kreis¬ 
lauf um die Erde hinter der Erde steht, also daß die Erde zwischen ihm und der 
Sonne schwebt, aber etwas tiefer oder höher. Alsdann können wir seine ganze 
erleuchtete Hälfte sehen, wie sie von der Sonne erleuchtet wird, und aus unserer 
Nacht hinaufschaueu in seinen Tag. Vom Vollmond an, wenn der Mond sich 
wieder auf der andern Seite herumbiegt um die Erde, kommt wieder etwas von 
seiner finstern Hälfte zum Vorschein, und immer mehr bis zum letzten Viertel. 
Dies tritt ein, wenn wieder die eine Hälfte der Halbkugel, die gegen uns steht, 
erleuchtet, die andere verfinstert ist. Sechstens aber, wenn der Mond und die 
Erde einmal in schnurgerader Linie von der Sonne stehen, so geschehen noch ganz 
andere Sachen, die man nicht alle Tage sehen kann, nämlich die Finsternisse. 
Wenn der dunkle Neumond je zuweilen in seinem Lauf gerade zwischen die Erde 
und die Sonne hineinrückt, nicht höher und nicht tiefer, so können wir vor ihm 
am hellen Tag die Sonne eine Zeit lang nimmer sehen, oder doch nicht ganz 
und das ist alsdann eine Sonnenfinsterniß. Die Sonnenfinsterniß kann nur im 
Neumond stattfinden. Wenn aber im Vollmond die Erde gerade zwischen die 
Sonne und den Mond hineintritt, nicht höher und nicht tiefer, so kann die
	        
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