262 Die Asiatische Türkei.
Umgebung liegende bedeutende Hafenstadt Smyrna, in der die Türken die
Mehrzahl, die theatralisch aufgeputzten, rührigen Griechen und die Franken
(Europäer uud deren Nachkommen) das belebende Element bilden. In der
Nähe des Marmarameeres liegt das blühende, 1855 durch eiu Erdbeben teil¬
weise zerstörte Brnssa, von Reben und Maulbeerpflanzungen umgeben, sowie
am Bosporus Skutari, Koustautiuopel gegenüber und gewissermaßen als
eine Vorstadt von diesem angesehen. Das Pontische Gestadeland ist teils wald-
bedeckt, teils Weidegebiet, aus dem die Angoraziege gedeiht. Unter den Inseln
Kleinasiens sind zu nennen: Rhodos, im Altertume ein Mittelpunkt helleni¬
scher Kultur, im Mittelalter glorreich als Sitz des Johanniterordens; Cy p er n,
groß und fruchtbar, aber vollständig verödet und ungesund. Von England besetzt
und verwaltet geht diese Insel einer besseren Zukunft entgegen.
Armenien, mit seinen Hochsteppen, seinen kahlen Bergabhängen und
seinem kontinentalen Klima, ist nur schwach bevölkert. In den unzugänglichen
Gebirgen hausen räuberische Kurden und Turkmenen. Der Hauptort ist das
hochliegende, große und gewerbreiche Ersirnm.
Der ungeheure, fast völlig isoliert ansteigende, vulkanische Doppelkegel des Ararat
bildet bei den Umwohnern den Mittelpunkt zahlreicher Sagen und Legenden, die sich
an den Bericht der Bibel angesponnen haben; auch zeigt man dort das angebliche
Grab Noahs. Aber der alttestamentalische Name des Berges hat sich im Lande
selbst völlig verloren.
Kurdistan bildet den südlichen Abhang des Armenischen Hochlandes und
wird von fast völlig unabhängigen, räuberischen Horden bewohnt, die im Winter¬
feste Wohnsitze haben, im Sommer aber mit ihren Herden in die Hochgebirge
ziehen. Die ehemals bedeutende, heute verfallene Stadt Diarbekr hat eine vor¬
zugsweise arabische Bevölkerung.
Mesopotamien, im Altertume durch seine Fruchtbarkeit und uralte
Kultur berühmt, ist heute verödet. Die weiten Steppen, im nördlichen Teile
von gesellig wechselnden Pflanzen bedeckt, gehen allmählich in eine vollständige
Wüste über. Wilde Esel und Strauße durchirren den ungeheuren Raum, Heu¬
schreckenschwärme, versengende Glutwinde und Wirbelstürme brechen von dort
gelegentlich in die Nachbarregionen ein. Nur im 8, wo sich die Ströme Euphrat
und Tigris einander nähern und endlich als Schat - el - Arab vereinigt in den
Persischen Meerbusen münden, finden sich, durch die periodischen Überschwemmun¬
gen begünstigt, fruchtbare aber äußerst ungesunde Regionen. Dort hausen zahl¬
reiche arabische Stämme und das Beduinenleben herrscht vor. Am Tigris liegt
die Türkenstadt Mosnl, in deren Nähe die Ruinen von Niniveh sich befinden;
weiter abwärts das einst blühende Bagdad. Gegenüber am Euphrat bei dem
freundlichen Städtchen Hill eh finden sich die Ruinen Babylons.
Syrien, das Stufenland zwischen der Mittelmeerküste und der inneren
gegen die Arabische Halbinsel sich erstreckenden Wüstenplatte, wird von zwei ge¬
waltigen, parallelen Gebirgsketten, dem Libanon und Antilibanon, durchzogen,
die eine breite, gegen 8 sich verengende Thalspalte (das Ghor) einschließen. Nur