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können, wenn er sich eben so schnell wie ein Pferd wenden könnte, was er
aber nur mit vielen Umständen und auf Umwegen ausführen kann.
In seinem Rüssel, der ihm eine wahre Hand ist, besitzt er eine große
Fertigkeit, und er ist ihm, wegen des kurzen Halses, zu seiner Erhaltung
unentbehrlich. Es ist ein wunderbares Geflechte von vielen Tausend Mus¬
keln, das sich nach allen Richtungen bewegen kann; mit der lippenförmigen
Verlängerung vollbringt er Dinge, die man öfters nur mit zwei Händen
verrichtet. Alle Nahrung bringt er mit diesem Organ in den Mund, sein
Getränk saugt er in seinen Wissel und spritzt solches aus demselben in den
Rachen. Auch viele Kunststücke übt er mit demselben aus; er zieht den
Pfropf aus einer Weinflasche, öffnet mit Schlüsseln Schlösser, hebt die
kleinsten Geldstücke auf, löst verworrene Knoten und tödtct auf Befehl
Verbrecher.
Seine Nahrung besteht nur aus Pflanzen. Die Elephanten der
Pariser Menagerie erhalten täglich 1 Centner Heu, 18 Pfund Brot und
einige Körbe voll Rüben, ohne die unzähligen Aepfel und das Brot zu rech¬
nen, welches ihnen die Zuschauer zuwerfen. An Getränk können sie 20 Maß
Wasser auf einmal zu sich nehmen. Auch den Wohlgeruch der Blumen
lieben sie und sammeln sich Sträuße, an denen sie lange riechen, bis sie die¬
selben endlich zum Munde führen und verspeisen; thierischen Gestank ver¬
abscheuen sie, daher sie auch das Schwein nicht dulden sollen. Gegen Mäuse
zeigen sie entschiedenen Widerwillen oder Furcht, und Euvier sagt, daß sie
beim Anblick einer Maus zittern.
Die Stimme des Elephanten ist, wenn er erschreckt wird, ein fürchter¬
liches Gebrüll, das aus der Kehle kommt; ist er hungrig, so erhebt er
ein schwaches und beim Spielen mit andern Elephanten ein schmettern¬
des Geschrei.
In Ceylon fängt man sie, indem man einen Teich mit einem in sich
abgeschlossenen Labyrinth von schmalen Gängen mit Wehren umgiebt. Ist
dies geschehen, so wird der ganze Wald umstellt und die Elepantenherde
durch fürchterliches Geschrei und Lärmen nach dem einzigen Wasserbehälter
Hingetrieben. Sind die Thiere in dem Labvrinthe, so nähern sich ihnen
zahme Elephanten, und die Jäger aus noch schmäleren Nebengängen fesseln
sie. Die zahmen Thiere machen dabei den Zuchtmeister und prügeln mit
ihren Rüsseln ihre wilden Brüder derb durch, sobald sie sich nicht fügen
wollen. Thunberg sah bei einer solchen Gelegenheit gegen 100 Elephanten
fangen; man fing zuweilen noch mehr.
In der kurzen Zeit von 5—6 Wochen lernt das Thier seinen Wärter
kennen, der es nach und nach von seinen Fesseln befreit und nach 6 Mo¬
naten frei herumführen kann. Zu seiner Zähmung bedient sich derselbe
mancher Mittel; bald schmeichelt er ihm, indem er ihn mit einem am Ende
zerschlitzten Bambusrohr an Kopf und Rüssel krabbelt und die Fliegen von
seinen Wunden verjagt, bald droht er ihm, jedoch selten, mit einem mit
Eisen beschlagenen Steck, womit er ihn bisweilen auch stachelt. Damit
er kühl bleibt, bespritzt er ihm den ganzen Körper mit Wasser, hütet sich