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dasz ein Schlag oder Klopfen a, zwei Schläge b u. s. w. bedeuteten, so
hätte der andere in Potsdam nur die Schläge zu zählen, um zu wissen,
welchen Buchstaben ich meine, und Wort für Wort herauszubringen, was
ich so in Berlin signalisiere. Ihr seht aber auch, dasz das sehr langsam
ginge, weil ich z. B. für Z 25 Schläge nöthig hätte, und dasz der andere
sich wohl auch dabei verzählen könnte.
Man hat deshalb eine besondere Vorrichtung ersonnen, und die ist
folgende : Das von dem in der Spule befindlichen Eisen bald angezogene,
bald abgestoszene Eisen schiebt bei jeder Bewegung einen Zahn eines
Bades vorwärts. Die Axe dieses gezahnten Rades geht durch eine Scheibe
und trägt einen Zeiger. Auf der Scheibe stehen, ähnlich wie auf dem
Zifferblatt der Uhr, die Buchstaben des Alphabets. Der Zeiger hat immer,
ehe das Telegraphieren losgeht, seine bestimmte Stellung. Bei der ersten
Schlieszung der Klappe in Berlin weist der Zeiger in Potsdam auf den
Buchstaben A, bei der folgenden Oeffnung auf B, bei abermaliger Schlieszung
aufCu.s. w. So kann man also durch fortgesetztes Oeffnen undSchlieszen
in Berlin den Zeiger in Potsdam so lange rücken lassen, bis er den zu be¬
zeichnenden Buchstaben erreicht. Ist er so weit gerückt, so wartet man
ein wenig; dann wird mit Oeffnen undSchlieszen fortgefahren, bis der
Zeiger auf den zweiten Buchstaben zeigt, welcher telegraphiert werden
soll. Um eine Vorstellung von der Geschwindigkeit des galvanischen
Stroms zu bekommen, stellt euch vor, es wäre ein Draht um die ganze
Erde herumgezogen. Diesen Weg zu durchlaufen, würde der Strom nur
die Zeit zwischen zwei sich folgenden Pulsschlägen brauchen.
132. Wind und Wetter.
Die aus einem Kartenblatt geschnittene Schlange, welche auf dem
Ofen stehend stch über einer Nadelspitze dreht, lehrt sichtlich, daß durch die
Erwärmung ein Luftstrom aufwärts geht.
Dasselbe geschieht in der großen Lufthülle der Erde über den breiten
Festländern der heißen Zone.
Oben in den kalten Regionen wird diese Luft wieder dichter, kann
aber gegen den aufsteigenden Strom nicht herniedersinken, sondern bewegt
sich nach den Gegenden hin, wo sonst irgend eine Lustoerdünnung statt¬
findet. Das sind die Polgegenden, deren kalte Luft auf der Oberfläche
der Erde den heißen Ländern zueilt, welche durch den aufsteigenden Strom
zuviel Lust abgeben.
So findet also in unserer Erdhälftc in den unteren Luftschichten ein
Wind von Norden nach Süden, in den oberen Luftschichten aber ein Wind
von Süden nach Norden statt.
lind doch wehen sowohl Süd- als Nordwind vcrhältnißmäßig selten.
Das geht so zu.
Die Erde, die sich von West nach Ost um ihre Axe dreht, bewirkt für
jeden Punkt des Acquators in dieser Richtung jeden Tag eine Bewegung
von 5400 Meilen, für jeden Punkt in der Nähe des Pols dagegen vcrbält-
nißmäßigc Ruhe und zwischen Pol und Acquator alle möglichen Mittel¬
stufen. Die Luft, die nun vom Pole nach dem Aequator weht, hat diese
schnelle Drehung nicht, sie bleibt also zurück gegen die festen Theile der
Erde, und indem die Erdoberfläche sich gegen sie dreht, scheint die Lust von