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dem Grafen Adolf, Itzehoe zu entsetzen. In dieser Bedrängniß vereinigten sich
die norddeutschen Fürsten und Städte zu gemeinsamem Zuge. In Lübeck sam¬
melten sich ihre Heere; von hier aus brachen sie im Sommer des Jahres 1227
auf, dem Feinde entgegen.
In der weiten, quellenreichen Ebene bei dem Dorfe Bornhövd lagerte der
König. Zwei Tage lang standen die Heere einander gegenüber und rüsteten sich
zum Kampfe. Dann am dritten, dem Tage der heiligen Maria Magdalena,
begann die Schlacht. An der Spitze des verbündeten Heeres kämpfte der Erz¬
bischof von Bremen. Es war ein bedeutungsvoller Tag, an dem entschieden wer¬
den sollte, ob Deutsche oder Dänen im Holstenlande herrschen sollten. Lange, heißt
es, schwankte der Sieg; die Sonne stieg höher, und ermattet von der schwülen Luft
und von den Sonnenstrahlen geblendet, begannen die deutschen Scharen zu weichen.
Da flehte Adolf mit inbrünstigem Gebet zu der heiligen Magdalena und gelobte
ihr ein Kloster zu bauen und sein Leben als Mönch zu beschließen, wenn sie ihm hülfe.
Da erschien die Heilige in den Wolken, segnete das Heer und verdeckte mit ihrem Ge¬
wände die Sonne. Da faßten alle neuen Muth, und unerwartet kam ihnen Hülfe
Die Ditmarsen, welche im Hintertreffen des königlichen Heeres standen, fielen
plötzlich den Dänen in den Rücken; aber jetzt begann erst der blutigste Kampf,
aus dem endlich die Deutschen als Sieger hervorgingen. Viertausend der besten
Männer ließen die Dänen auf dem Schlachtfelde. Der alte König selbst verlor
in der Hitze des Gefechtes ein Auge, irrte hülflos auf dem Schlachtfelde umher
und sank zuletzt bewußtlos zu Boden. So fand ihn ein deutscher Ritter, warf ihn
quer über sein Streitroß und rettete ihn auf heimlichen Wegen nach Kiel. Also,
sagt eine Chronik, wurden des Tages die Lande gelöst von der Dänen Gewalt;
des gaben sie alle Gott Lob und Ehr.
Waldemar war von seiner Höhe herabgestürzt. In seinem Alter umgab ihn
nicht mehr Glanz und Pracht, Herrlichkeit und Reichthum. Das Unglück hatte
alle seine Schätze verzehrt. Und in seinem Hause war Trauer; denn sein ältester
Sohn, sein treuer Genosse in der traurigen Haft, war ihm gestorben. Er dachte
nicht mehr an Kampf und Streit, sondern sorgte von jetzt an nur für das Wohl
seiner Unterthanen durch weise Gesetze. Selbst der Groll gegen Adolf erstarb
allmählich in seiner Seele, und auf seinen Wunsch führte sein Sohn Abel die Toch¬
ter Adolfs als Gemahlin heim. Dieser aber erfüllte sein Gelüboe und entsagte
endlich, als seine Söhne heranwuchsen, freiwillig allem weltlichen Glanze und
aller Herrlichkeit. Er zog sich in eine stille Klosterzelle zurück und verlebte den
Rest seiner Tage in frommen Uebungen und Betrachtungen. Vor dem Altar der
Klosterkirche in Kiel liegt er begraben, und die lateinische Inschrift seines Grab¬
steins nennt ihn den Spiegel des Herrn, das Lob der Holsten und das Licht der
Schauenburger Grafen.
8. Der Bettelmönch.
Stolze Kriegesthaten und still getrag'nes Leid,
lärmender Waffen Blinken und Klostereinsamkeit,
wie sind die gar verschieden! Man sollte billig meinen,
in ein em Leben könnten die zwei sich nimmermehr vereinen.