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Deutschland war zu jener Zeit nichts dergleichen zu finden. Als der große Kur¬
fürst von Brandenburg alle diese Sammlungen sah, ward er so entzückt, daß er
noch zwei kostbare Achatsteine hinzufügte, „so beide lieblich anzuschauen",—
Daneben war der Herzog ein großer Freund der Mathematik und hatte durch
einen Mechaniker Andreas Büsch ans Limburg einen großen Globus verfertigen
lassen, der das Wunderwerk des Jahrhunderts genannt wurde. Es stellte die
Sonne mit allen damals bekannten Planeten dar und wurde von dem Wasser
einer starken Quelle getrieben, so daß sich ebenso regelmäßig wie am Himmel der
Wechsel und Umlauf der Gestirne alle 24 Stunden wiederholte. Fremde Be¬
schauer wurden ganz von Bewunderung über das einzige Kunstwerk hingerissen,
und auch der große Kurfürst beobachtete mit großem Erstaunen stundenlang die
Bewegung der Gestirne, äußerte an allem sein besonderes Gefallen und bedauerte
nur, daß er einen so kunstliebenden Herrn bekriegen müsse. So war es dem Herzog
gelungen, mit Hülfe ausgezeichneter Männer unter den schwierigsten Zeitverhält¬
nissen sein Schloß zu einem Glanze zu erheben, der alle anderen überstrahlte.
Aber auch für sein Land sorgte er mit gleicher Liebe und Ausdauer; die Stadt
Schleswig erweiterte er durch einen ganzen Stadttheil (Friedrichsberg); eine neue
Stadt wurde an der Eider gegründet und nach seinem Namen genannt. Er ge¬
dachte „Friedrichsstadt" zu einem großen Stapelplatze zu machen und den Seiden-
baudel von Persien über Rußland nach Schleswig zu leiten. Zu diesem Zwecke
sandte er eine mit vielen Kosten ausgerüstete Gesandtschaft nach Persien, an der
viele berühmte Leute theilnahmen; unter andern der Arzt Paul Flemming, der
Verfasser des schönen Liedes: In allen meinen Thaten. — Auf alle Weise be¬
förderte er die Bildung des Volkes, und unter seiner Regierung lebten viele aus¬
gezeichnete Männer im Lande. Durch seine geistlichen Gesänge, von denen mehrere
in unserem Gesangbuche stehen, erlangte großen Ruhm Johann Rist, Prediger
in Wedel. Dev Bürgermeister in Husum Dankwerth und Johann Meier gaben
mit vielen Kosten eine schleswig-holsteinsche Landesbeschreibung mit vielen Karten
und Grundrissen heraus, ein Werk, wie es zu der Zeit kein Land aufzuweisen
hatte. Die Schulen blühten auf und wurden von dem Herzoge bedeutend ge¬
fördert. Er erhob das Gymnasium zu Bordesholm zu einer hohen Schule und
ließ die Zöglinge auf seine Kosten studieren. Damit noch nicht zufrieden, faßte er
den Plan, im eigenen Lande eine Universität zu errichten. Aber die Stände wollten
lieber das gedeihliche, aber kostbare Werk wegen der Lasten des Krieges auf andere
Zeiten verschieben. Dennoch hielt der Herzog seinen Plan fest und wurde nur
durch Krieg und seinen Tod an der Ausführung gehindert. 61 Jahr alt starb er
im Jahre 1659, nachdem er 43 Jahre die Regierung zum Wohle des Landes
ruhmvoll geführt hatte; alle seine Zeitgenossen, fremde wie einheimische, waren
seines Ruhmes voll. — Seinen Lieblingsplan hat dann später sein Sohn Christian
Albert ausgeführt; die Schule in Bordesholm ward aufgehoben und die reichen
Einkünfte derselben der neuen Universität zu Kiel zugewiesen. Am 5. October
1665 war der Tag der Einweihung. Christian Albert und seine Brüder, der ge¬
summte Adel, auch Vertreter der Städte waren in Kiel erschienen, um der Feierlich¬
keit beizuwohnen.
18. Aufhebung der Leibeigenschaft.
Während in dem größten Theile des Landes, in Stormarn, dem alten Hol¬
stein, in Ditmarsen, im Amte Cismar, in Nordfriesland, in Nordschleswig, die
Bauern von jeher, soweit die Geschichte reicht, als freie Herren auf ihrem Grund
und Boden saßen, unterlag der Bauernstand in Wagrien, Dänisch Wold und einem
Theile von Angeln dem Druck des Adels und der Macht der katholischen Geistlichkeit.
Allmählich bildete sich in jenen Gegenden eine Art von Dienstbarkeit des Ge¬
ringeren gegen den Angesehneren und Mächtigeren aus, um gegen Dienste und
Abgaben in schlimmen Zeiten Schutz zu gewinnen. Bald aber wollten sich die