V. Produkte der Erde. 105
steckt liegt. Der Hase Hort den Schuß einer Flinte,
erschrickt, ändert seinen Weg, und entläuft mit ver¬
doppelter Schnelligkeit. Das Pferd schmeckt die An¬
nehmlichkeit des kräftigen Korns, und läßt die dum¬
pfigen ungedeihlichen Halme liegen. Der Geruch des
gebratenen Specks lockt die Maus aus ihrem weit
entfernten Schlupfwinkel, und macht, daß sie den
Mehlkasten unberührt laßt. Die Katze liegt mit
Wohlbehagen im warmenden Sonnenschein, und der
Hund gerath fast in Wuth, wenn man Kienot auf
seinen Körper gießt, weil ihm dieser Geruch unerträg¬
lich ist. Geruch und Geschmack sind unstreitig die Ur¬
sachen, warum das größere Hornvieh nicht mehr
und nicht weniger, als etwa 270 Arten von Pflanzen
frißt, und alle übrige stehen läßt, so schon und kräf¬
tig sie auch sein mögen. Das Pferd nährt sich mit
262 Pflanzenarten, die Schweine fressen deren nur 72,
und berühren keine andere, als diese, wenn sie auch
noch so hungrig sind. Leget einer Raupe Zo verschie¬
dene Arten von Blattern vor, sie wird vielleicht nur
eine einzige Art benagen, und alle übrige unberührt
lassen.
Wenn die Thiere entkräftet sind, und der Erholung
bedürfen, so suchen sie einen sichern und bequemen Ort,
und fallen in den Schlaf, in welchem manche, z. B.
die Hasen und Gemsen, die Augen offen behalten, und
auch wohl träumen; wenigstens bemerkt man an den
Hunden, daß sie oft im Schlafe bellen und knurren,
wovon nur ein Traum die Ursache sein kann. Einige
Thiere, besonders die Katzen, die Eulen, und verschie¬
dene Raubthiere, schlafen bei Tage, und gehen des
Nachts auf Raub aus. Von dem gewöhnlichen.
Schlafe der Thiere ist der W i n te rsch laf, in den
einige verfallen, zu unterscheiden. Nicht alle Thie¬
re finden nämlich im Winter ihren Unterhalt, und
müßten also verhungern, wenn 'sie nicht durch ihre
Naturtriebe vor dieser Gefahr geschützt würden. Vie¬
le bereiten sich nämlich im Herbste mit bewunderns¬
würdiger Kunst und Vorsicht eine Lagerstätte oder
Winterwohnung, legen sich hinein, und erstarren,
bis die Warme der Frühlingssonne sie wieder weckt, und
in der Natur neue Nahrung für sie bereitet ist. Diese
Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere-