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171. Der Spiegel.
Ist der Spiegel rein und eben,
Wird er schön dein Bild dir geben.
Soll dir Gottes Welt gefallen,
Sei du fleckenlos vor allen.
Schnorr.
172. Mittel zum Zwecke.
Bei Reichen und bei Armen muff das Herz in Ord¬
nung sein, wenn sie glücklich sein sollen. Und zu diesem
Ziele kommen weit mehr Menschen eher durch Noth und
Sorgen, als durch Ruhe und Freuden; Gott würde uns
sonst wol gerne lauter Freuden gönnen. Da aber die Men¬
schen Glück und Ruhe und Freuden nur dann ertragen kön¬
nen, wenn ihr Herz zu vielen Ueberwindungen gebildet,
standhaft, stark, geduldig und weise ist; so ist offenbar, dass
viel Elend und Noth in der Welt sein muss; denn ohne
das kommt bei wenigen Menschen das Herz in Ordnung
und zur innern Ruhe.
Pestalozzi-
173. Der treue Heiter.
Auf Wagrams Blutgefilden lag,
Bedeckt mit ehrenvollen Wunden,
Major von Wolfart unverbunden.
Erwachend erst am zweiten sag* P
Aus schwarzem, tiefem Todestraume,
Und lechzend, weil mit heissem Brand
Hell über ihm die Mittagssonne stand,
Sah er umher im furchtbar stillen Raume,
Und flehte nur um eipe hohle Hand
Voll Wasser. ,,Herr der Schlachten!
K innt* ich nicht sterben? Soll ich hier verschmachten?“
Sieh’, da erhob aus starren Leichenhügeln
Si ;h eine Taust mit Rosseszügeln, '*■ <
Ein bärtig Haupt hob leise sich empor.
Sein treuster Reiter war’s; er keuchte: „Herr Major!
Ein Tümpel ist nicht fern; ich wag*s noch hin zukommen!“
Der Sumpf lag von dem Schlachtfeld* ziemlich weit,
Doch auf den Händen kroch der treue Veit,
Weil ihm ein Schuss den Fuss genommen,
Und brachte dann, bedeckt mit Staub und Blute,
Den trüben Labetrunk im Hute;
Hier, Herr Major, ist Alles, was ich fand.