Metadata: Zur Heimatkunde von Hessen-Nassau ([Kl. 7])

und Apotheker übt der Meißner eine große Anziehungskraft aus, denn 
an seinen Abhängen wachsen viele und seltene Blumen und Arzneikräuter, 
wie sonst nirgendwo im Hessenlande. 
Das Innere des Berges enthält reiche Schütze an Braunkohlen. 
Etwa 18 Quellen entrinnen seinem Schoße, die ihre Wasser in meist 
schönen, romantischen Tälern der Werra zusenden. 
Der Frau Hollenteich ist gegenwärtig nur eine mit hohem Gras be¬ 
wachsene sumpfige Stelle; aber dennoch wandert wohl jeder Besucher des 
Meißner gern zu ihm hin und betrachtet sinnend und träumend diese 
einfache, von Felsen und hohen Bäumen umschlossene Stätte. Steht er 
doch hier auf geweihtem Boden; denn nach dem Glauben unserer heidnischen 
Vorfahren war dieser Teich die Wohnung derjenigen Göttin, der vonseiten 
der Chatten wohl die größte Verehrung zuteil wurde, nämlich der Frau 
Holle oder Holda, der Beschützerin des Feldbaues, des Fleißes und der 
häuslichen Ordnung. Am Meißner war ihr Reich; hier war es, wo 
man ihr und vielleicht auch andern Gottheiten Verehrung und Opfer 
darbrachte, und noch heute, nach mehr als tausend Jahren, führen die 
Orte, die uns an das religiöse Leben unsrer Altvordern erinnern, ihre 
damaligen Benennungen, wie der Altarstein, eine Opferstätte am Fuße 
des Weißensteins, der Gottesborn, die Teufelslöcher mti> der Schlacht¬ 
wasen. Karl Hehler. (Hessische Landes- und Volkskunde. Marburg 1909. I. S. 58.) 
11. Des Rheinlands Volk. 
1. Es wiegten auf dem Rheine 
Sich der Gesellen drei: 
Die lobten im Vereine 
Des Stromes edle Weine 
Und tranken sie dabei. 
2. „Mir ist's, als ob wir fliegen!" 
Rief einer hochgemut. 
„Wie uns die Wellen wiegen, 
O, möge nie versiegen 
Des Rheines grüne Flut!" 
3. „Du rühmst dir die Gewässer, 
Die nimmermüde Flut; 
Der Wein, gebannt in Fässer, 
Der dünkt mir doch noch besser, 
Ein Hoch dem Rebenblut!" 
4. Der dritte rief: „Es lebe 
Das wackre Volk am Rhein! 
Wer Pflanzt und pflegt die Rebe, 
Auf daß sie Trauben gebe, 
Die Traube edlen Wein? 
5. Der Rhein wird immer fließen 
Aus des Sankt Gotthards Eis; 
Doch daß die Trauben sprießen 
Und Most ins Glas uns gießen, 
Das macht des Winzers Fleiß!" 
6. Da sprachen wohl die Zweie: 
„Ja, Bruder, du hast recht!" 
Da riefen alle Dreie: 
„Des Rheinlands Volk gedeihe 
Von Geschlecht zu Geschlecht!" 
Georg Lang. (Deutschland ist mein Vaterland. Gedichte. Frankfurt a. M. 1889. S. 82.)
	        
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