Full text: Preußischer Kinderfreund

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nicht verstehst, sondern denke nur; Gott hat Alles wohl ge¬ 
macht und weislich angeordnet, wenn wir gleich Vieles 
nicht begreifen können. 
Ost denkt der Mensch mit stolzem Muth, 
Dies oder Jenes sei nicht gut, 
Und ist doch weit gefehlet; 
Was Gott uns giebt, 
Der uns so liebt, 
Ist Alles gut gewählet. 
Diesterweg. 
55. 
Beim Mondschein. 
Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sterntein pran¬ 
gen am Himmel hell und klar; der Wald steht schwarz und 
schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel 
wunderbar. 
Wie ist die Welt so stille, und in der Dämmerung Hülle 
so traulich und so hold! als eine stille Kammer, wo ihr des 
Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt. 
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu 
sehen, und ist doch rund und schön! So sind wol manche 
Sachen, die y)ir getrost belachen, weil unsre Augen sie 
nicht sehn. 
Wir stolze Menschenkinder sind eitel arme Sünder, 
und wissen gar nicht viel; wir spinnen Luftgespinnste, und 
suchen viele Künste, und kommen weiter von dem Ziel, 
Gytt, lass' dein Heil uns schauen, auf nichts Vergäng- 
lich's trauen, nicht Eitelkeit uns freun. Lass' uns einfältig 
werden, und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und 
frchli.o sein. 
Woll2 endlich sonder Grämen aus dieser Welt uns 
nahmen d rrch einen sanften Tod! Und wenn du uns ge- 
nomu. ««, lass' uns in Himmel kommen, du unser Herr und 
unser Gott! 
So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nie¬ 
der; kalt ist der Abendhauch. Verschon' uns Gott mit Stra¬ 
fen, und fass' uns ruhig schlafen, und unsern kranken Nach¬ 
bar auch, 
Klaudius. 
56, 
Der Kuhhirt, 
Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze 
yeben einem Garten. Als er nun in die Höhe sah nach
	        
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