J94 Gesundheit-lehre.
etwas holen. Oft erzählte der Prediger Gespensterge¬
schichten, und zeigte dann immer, dass Betrug oder
kindische Furcht und Einbildung dabei im Spiele ge¬
wesen wäre. Eines Abends, als er auch dergleichen
Geschichten erzählt hatte: sagte er zu seiner zwölfjäh¬
rigen Tochter Marie: würdest du dich wohl scheuen,
ohne Licht auf den obersten Boden zu gehen, und die
Garnwinde von da herunter zu holen? Nein, gewiss
nicht, lieber Vater, antwortete Marie. — Nun, wir
wollen sehen; jetzt geh’ einmahl, und hole ile; aber
geh’ bedächtig, und nimm dir Zeit! Marie ging, ohne
lieh zu bedenken, und fand auch bald, was sie holen
sollte. So lange war ihr nicht die geringste Furcht an¬
gekommen. Aber indem sie die ersten Stufen der Trep¬
pe hinunter gehen wollte, hörte sie etwas rasselnd hin¬
ter sich her kommen. Jetzt fing sie an, furchtsam zu
werden; doch hatte sie noch Muth genug, sich umzu¬
sehen. Aber freilich erblickte sie in der Finsterniss
riichts, und indem sie nun weiter ging, hörte sie das
rasselnde Ding wieder dicht hinter sich» Sie raffte al¬
len ihren Muth zusammen, und rief: wer da? bekam
aber keine Antwort. Es war ein Glück, dass sie noch
so viel Muth behielt, denn sonst wäre sie gewiss die
Treppe hinabgestürzt, und hätte dann vielleicht Arm
und Bein gebrochen. Indessen, als sie nun auf die
zweite »Treppe kam, und das rasselnde Ding nicht auf¬
hörte, sie zu verfolgen, schrie sie voll Angst: Licht!
Licht! und kam endlich ganz ausser Athem, doch mit
der Garnwinde in der Hand, in das Wohnzimmer. Hier
sahe sie sich wild um, und siehe da, ihr Verfolger war
auf einmal verschwunden. Sie erzählte nun zitternd,
was ihr begegnet war, und kaum hatte man angefan¬
gen, die Sache zu untersuchen, so entdeckte man schon
mit Lachen das rasselnde Gespenst. Es war nichts an¬
ders, als eine getrocknete Bohnenranke, mit einigen
Schaalen voll klappernder Bohnen, welche der guten
Marie an der Rockkante hangen geblieben war; denn
als sie sich diese wieder anhing, und damit fortging,
war gleich das Rasseln wieder da.
4 Eine gute, verständliche und angenehme Sprache
möchtet ihr doch wohl alle gern haben? Nun, so ge.