zur Beförderung guter Gesinnungen re. 69
ständig etwas Nützliches zu thun, dann würde ihm
die Zeit nicht mehr lang werden.
Was kann ich denn Nützliches thun? fragte Hein¬
rich. Du kannst im Hause deinen Eltern zur Hand ge¬
hen, und ihnen durch cheine Dienstfertigkeit manche
Mühe ersparen; du kannst in der Stube aufräumen,
manche Bestellung machen, deiner Mutter Holz,
Wasser, und andere Nothwendigkeiten herbeiholen,
kannst leimen, was entzwei gegangen ist, und au- Holz
allerlei Gerätst schnitzen; du kannst spinnen und stricken,
und im Garten giebt es fast das ganze Jahr hindurch
für dich zu thun, z. B. Unkraut auszngäten, Ungeziefer
zu vertilgen — das alles ist für dich keine zu schwere
Arbeit, und ein viel besserer Zeitvertreib, als immer
spielen, denn davon hat man keinen Nutzen.
Heinrich folgte diesem Rathe, und befand sich recht
wohl dabei.
34- Unvorsichtigkeit.
Henriette wurde von allen, die sie kannten, die un¬
vorsichtige Henriette genannt. Gereichte ihr dieser
Name zur Ehre? Wenn ihr das Folgende gelesen habt,
so möget ihr selbst beurtheilen, ob sie diesen Namen
verdiente.
Einst saß sie am Tische, und schrieb nach einer Vor¬
schrift, welche ihr der Lehrer mit nach Hause gegeben
hatte. Auf einmal hörte sie eine Kutsche kommen, wel¬
che vor dem benachbarten Hause stille hielt. Dabei konn¬
te sie unmöglich ruhig bleiben, ihre Neugierde mußte erst
befriedigt seyn. Schnell sprang sie auf, und in der Eil
. warf sie das Tintefaß und den Stuhl um. Die Tinte
lief über den ganzen Tisch hinweg auf den Boden. Wie
rrschrack Henriette, als sie sah, was sie mit ihrer Un¬
vorsichtigkeit angerichtet hatte! was sollte sie nun thun,
damit ihre Eltern nichts hiervon merkten? In der Hast
ergriff sie einTuch, um die Tinte wegzuwischen, aber eS
fiel ihr nicht ein, das Tuch zuvor zu besehen, mw sie¬
be da, es war ihres Vaters Halstuch, womit sie die
Tinte weggewischt hatte. War sie vorher schon erschro¬
cken, so erschrack sie nun noch weit mehr. Aber es war