zur Beförderung guter Gesinnungen re. 83
Eltern sehr versündigte. Indeß beruhigte er sich bald
durch die eitle Hoffnung, daß er sein Glück machen,
und dann sehr leicht Vergebung erhalten würde. Ec
wanderte einige Tage nach einander fort, und erschrak
nicht wenig, als er bemerkte, daß seine Baarschaft zu
Ende ging. Nun machte er einige Versuche, bei guten
Leuten unterzukommen,' allein überall wies man ikm ab,
theils weil er nicht sehr ordentlich aussähe, th-ils weil
er noch sehr jung und schwächlich war. Dennoch sstzre
Herrmann seine Wanderschaft fort; denn er schämte
und fürchtete sich nun, zu seinen Eltern zurück zu keh¬
ren. Der Hunger zwang ihn endlich, einen Bauer
zu bitten, daß er ihn in seine Dienste nehmen möchte,
und der Bauer war auch bereit dazu; allein Herrmann
sollte nun allerlei schwere Arbeiten thun, und bekam
dabei so schlechtes Essen, daß er es bald nicht mehr aus¬
halten konnte. Run kam er zur Besinnung, bereuete
schmerzlich, was er gethan hatte, und beschloß, zu sei¬
nen Eltern zurück zu kehren. In einem höchst trauri¬
gen Zustande, bleich, abgezehrt und zerlumpt kam ec
in seiner Vaterstadt wieder an, und wartete den Abend
ab, um sich dann im Dunkeln nach dem Hause seiner
Eltern hinzuschleichen. Sein Vater erkannte ihn an¬
fangs nicht, und erschrak über-den kläglichen Zustand,
in welchem er ihn vor sich sahe. Kehr ernsthaft, aber
doch gütig empfing er ihn! seine Mutter weinte Freu-
denthränen über ihren verlornen, und nun wieder ge¬
fundenen Sohn. Reuevoll gestand er, daß er nicht
mehr werth sey, ihr Sohn zu heißen, und demüthig
unterwarf er sich der verdienten Strafe. Sie bestand
darin, daß er eine Zeit lang nickt an dem Tische seiner
Eltern essen, und in ihrer Gesellschaft seyn durfte, son¬
dern in einem entfernten Zimmer des Hause- einsam
seine Zeit zubringen mußte. Herrmann wurde von die¬
ser Zeit an ein guter Sohn.
43- Unterschied zwischen Sparsamkeit
und GeiH.
*5« einer kleinen Stadt wurden von der Obrigkeit
einige gutdenkende Bürger von HauS zu Haus um»
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