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VI. Bon dem Menschen.
bitter schmekken. — Der Geschmack lehrt uns übrigens ver¬
dorbene Speisen von guten und frischen Speisen unrcrfcheb
den, und bewahrt uns also vor dem Genuß solcher Nah¬
rungsmittel, welche unS schädlich werden könnten, so wie
er uns dagegen zum Genuß guter Nahrungsmittel reizt,
und ne für uns angenehm macht.
Der Geschmack hat einen treuen Gefährten an dem
Sinne deö Geruchs erhalten, und sehr weise hat der
Schöpfer das Werkzeug deö Geruchs, die Nase, über dem
Munde angebracht, damit der Mensch schon durch den Ge¬
ruch von solchen Dingen zurückgehalten werde, welche ihm
schädlich sind, ehe er sie noch zum Munde führt. Die Nase
ist eine aus Knochen und Knorpel bestehende Höhle, welche
durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilt wird, und
vorn und hinten geöffnet ist. Ihre hinteren Oeffnungen er¬
streben sich biö zürn Schlunde hinab. Die Nasenhöhle ist
innerhalb mit vielem Schleim überzogen, und darum beißt
die Hanl, mit welcher sie ausgefüttert ist, die Schleim¬
haut. Sie ist voller Drüsen und Schleimbläschen, welche
beständig, und besonders bei einer Entzündung der Schleim
haut, den Schleim absondern. Der bisse Nasenschleim wird
durch die Thränenfeuchtigkeit, welche beständig in die Nase
hinabfließt, so lange der Thränenkanal nicht verstopft ist,
verdünnt und flüssig erhalten. Unter allen Sinnen bringt der
Geruch die heftigsten Eindrükke hervor; denn durch übelrie¬
chende Dinge können Ohnmachten entstehen, und durch gute
Gerüche kann man die stärksten Ohnmachten vertreiben. Wer
während deö Schlafes den Geruch stark duftender Blumen
beständig einziebt, kann vom Schlage gerührt werden, und
sterben. — Daö, was eigentlich den Geruch bewirkt, der
Duft, ist etwas sehr FeineS, Unsichtbares und ungemein
Flüchtiges, und es giebt nur sehr wenige Dinge, welche keinen
Dust von sich geben, oder nicht ausdünsten. Durch das Ein-
athmen und Einziehen der Lust wird der seine Dust, den sie
enthält, zu den sehr empfindlichen Nerven, welche in der
Schleimhaut liegen, hingeführt, wo er dann die Empfindung
oder den Reiz, welchen wir Geruch nennen, bewirkt. Damm
ist es auch nicht nöthig, daß man einen Körper dicht an die
Nase bringt, um ihn zu riechen. Wenn man gegen den
Willd gehr, so kann man schon in einer weiten Entfernung
Dinge durch den Geruch wahrnehmen. Sehr weit kann
man z. V. den Pulverdampf riechen, um» sehr weit durch der'