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VI. Von dem Menschen.
Schönheit und Starke, wenn es ans seinem Vaterlande
nach einem fremden Lande hingebracht wird. Nur weni¬
ge Thiere können in jedem Himmelsstriche leben. Auch
hierin zeigt sich die größere Lebenskraft des Menschen.
Das Thier kann sich zwar auch, wie der Mensch,
wil lkührli ch (wie es will) von einem Orte zum an»
dern bewegen, aber so mannichfaltige und so künstliche
Bewegungen, wie der Mensch , kann es doch mit seinem
Körper nicht mache». Wie langsam und schwerfällig be¬
wegen sich Baren, Affen und Hunde, wenn man sie
auch noch so künstlich zum Tanzen abgerichtet hat; und
wie ungeschickt und häßlich sehen sie dabei aus! Der
Mensch kann sogar, ohize zu sprechen, blos durch die
Bewegungen seines Körpers, besonders der Hände, des
Kopfs, und der Augen, Andern seine Gedanken und
Wünsche zu verstehen geben; er kaun die Gevchrdcn,
spräche reden. Höchstens kann der Hund durch Krüm¬
mungen seines Körpers und Kriechen seine Furcht und
Angst, und durch das Wedeln mit dem Schwänze seine
Freude zu erkennen geben.
Auch das Thier kann für sein Leben, seine Erhaltung
und Sicherheit sorgen, kann sich gegen Gefahren und
Angriffe schützen: aber bei weitem nicht auf so mannich,
faltige Art, wie der Mensch. ° Dieser hat unzählige Mit,
tel, sein Leben zu schützen und zu erhalten. Er baut sich
feste Wohnungen, worin er vor dein Angriff der wilden
Thiere gesichert ist, und sich zugleich vor Kalte, Hitze,
Regen und Wind schützen kann. Er kennt so viel Krau¬
ter und Pflanzen, welche die Kraft haben, Krankheiten
zu heilen, oder ihn davor zu bewahren. Er kann sich
durch Damme gegen die Ucberschwemmungcn des Meeres
und der Flüsse, durch Gewittcrableiter gegen die Verwü¬
stung deS Blitzes, durch Vorrathshauser gegen Mangel
und Hunger-noth, durch Kleidung gegen Kalte und Re¬
gen schützen.
Wenn du einem hungrigen Hunde Gras hinwirfst,
wird er es fressen? Aber welches Thier wird es gern
fressen? Wie kommt es, daß kein Hund Gras frißt,
und kein Pferd Fleisch? Weiß der Hund, daß ihm das
Gras schädlich, und das Fleisch nützlich ist? Nein, er
weiß es nicht; aber er hat von Natur einen Trieb zum
Flcischfrcssen, und einen Widerwillen gegen Gras und