Full text: Der deutsche Kinderfreund

VII. Gesundhntslehre. 
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schönen Müsse wollte umkommen lassen, kratzte 
Alles sorgfältig mit dem Lössel ab, was am Lande 
des liesse!s sitzen geblieben war, und als es begie¬ 
rig. Einige Stunden nachher empfand er heftige 
Leibesschmerzen. Er nahm einen Schluck Brannte¬ 
wein . aber die Schmerzen wurden nur ärger dar¬ 
nach, und et’ brachte die Nacht unter schrecklichen 
Dualen zu. Am Morgen war sein Leib aufgeschwol¬ 
len, und es musste ein Arzt zu Hülfe gerufen wei¬ 
den. Doch dieser fearh leider zu spät; denn schon 
war der UngJüldiche an dem Müsse, welches er so. 
unvorsichtig genossen hatte, gestorben, t Die Säure 
der Pflaumen hatte nämlich den Grünspan aus dem 
Kupfer gezogen, und das^ Muss vergiftet. 
Wer unglücklicher Weise etwas Giftiges genoffen Hat, 
must sogleich viel wanne Milch, oder Wasser, mit fri¬ 
scher geschmolzener Butter oder Ocl vermischt, trinken. 
Brechmittel sind am wirksamsten, wenn Jemand Schier¬ 
ling, oder Wolfekirschcn u. dgl. gegessen Hat. 
Weizenbrot, Kuchen und Semmel schaden in großer 
Menge, und warm genossen, und sind nicht so gesund, 
als Roggenbrot. Doch must auch dieses einige Tage.alt 
seyn, wenn es den Namen einer Heilsamen Speise ver¬ 
dienen soll. Au den vorzüglich schädlichen Speisen ge- 
Hdrt auch das fette Packwerk (Kuchen), besonders Paste¬ 
ten und Torten, die nur ein äußerst starker Magen zu 
verdauen im Stande ist. 
Maria pflegte, wenn sip Brot in Vorrath baclttc, 
für ihre Kinder kleine Salzkuchen zu backen, um 
ihnen ein Vergnügen zu machen. Eines Tages hatte 
sie dies aueli gethan, und liess sich von den Kin- , 
dem erbitten, ihnen die Kuchen sogleich zu geben, 
ehe sie noch kalt geworden waren. Zwar hatten sie 
Alles versprochen,, nicht eher dovon zu essen, als 
bis sie kalt geworden wären; allein Christian, 
Mariens zweiter Sohn, konnte doch seine Begierde 
nicht massigen, sondern verschlang den ganz heis¬ 
sen Kuchen. So lief er aufs Eis, ward durstig, und 
trank das eiskalte Wasser, Auf einmal fühlte er 
Uebelkeit, und kaum konnte er noch das Iläus er¬ 
reichen, Mit joster Stunde ward sein Zustand schlim¬ 
mer, und iiQph vpv Abend war er todt. Die Aerzte
	        
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