Full text: Der deutsche Kinderfreund

zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 83 
hatte er Leibschmerzen, und oft zitterten ibm Hände und 
Füße. (Was war wohl die Ursache, daß Stephan so 
sehr abnahm, und so schwach wurde?) Unverständige Leu¬ 
te riethen seinen Aeltern, daß sie ihm zuweilen ein we¬ 
nig Branntenwcin geben möchten. (Warum war die- 
kern guter Rath?) Sie thaten es, weil sie hofften, ihn 
dadurch zu stärken; aber sie schwächten ihn nur noch mehr, 
und Stephan mochte nicht gestehen, was für eine unor¬ 
dentliche Lebensart er seit einiger Zeit geführt harte. (War 
cs ein Wunder, daß Stephan nie wieder recht gesund 
wurde?) 
Das war noch nicht alles Böse, wozu sich der leicht¬ 
sinnige Stephan verführen ließ. An einem Sonntage, 
als er nicht wußte, womit er sich die Zeit vertreiben 
sollte, sahe er einige Kameraden in ein Wirthshaus ge¬ 
hen, wo Musik gemacht wurde. Da gehr es lustig zu, 
dachte Stephan, und gieng hinein. Einige seiner Ka¬ 
meraden saßen da in einer niedern Stube, deren Wände 
von Tabacksdampf ganz schwarz waren, an einem langen 
Tische, und zechten tüchtig. Von den vielen brennenden 
Tabackspfeifen war die Stube so voll Dampf, daß man 
nicht einen Schritt weit um sich sehen konnte. Nach¬ 
dem man eine Weile bei einander gesessen hatte, that ei¬ 
ner den Vorschlag, ob man mir Karten spielen wollte. 
Alle waren es zufrieden, und Stephan wurde auch dazu 
eingeladen: aber er verstand das Spiel nicht. Doch bald 
fand sich einer, der sich erbot, es ihn z»^ lehren, und 
ehe der Abend zu Ende gieng, batte es Stephan schon 
gelernt. Am nächsten Sonntage fand er sich wieder ein, 
und nun sollte er schon um Geld spielen. Er hielt eS 
für schimpflich, dies auszuschlagen, und siehe da, erhal¬ 
te das Glück, zu gewinnen. Wir wollen hören, ob das 
ein so .großes Glück war. Stephan bekam nun sehr viel 
Lust zum Spielen, aber er war nicht immer so glücklich, 
wie im Anfange; oft verlor er die Paar Groschen, wel¬ 
che er sehr nöthig gebrauchte, um sich Frühstück und 
Abendbrot Z" kaufen, und dann mußte er hungern. Das 
gefiel ihm freilich nicht, aber dennoch konnte er von, dem 
Spielen nicht loskommen; denn wenn er auch manchmal 
sich vornahm: heute will ich gewiß nicht wieder ins Wirths¬ 
haus gehen und spielen! so ließ er sich doch immer wie¬ 
der verführen, wenn einer seiner Kameraden kam, und 
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