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Fischer.
Zachur kreuzte die Arme über die Brust, neigte sich tief
und erwiderte: „Deine Gnade ist Tau auf dürres Land. Aber
Roß und Wagen, so blink und blank, sollen nicht durch den Staub
der Vorstädte ziehen." Damit schob er alles ruhig in den Sack
hinein, neigte sich nochmals bis zur Erde und schritt dann leicht
und aufrecht dem Thore zu.
Der Kalif sah ihm kopfschüttelnd nach, ging sinnend heim
und hängte Zuleika die doppelte Perlenschnur um. Dann ließ
er seinen Geheimschreiber rufen und sprach: „Nimm eine Schwanen¬
feder und ein Blatt des feinsten Pergamentes, und schreibe zierlich
nieder, was ich dir sagen werde: Die Geschichte Zachurs mit dem
Sacke!"
*25. Das Wasser.
Gottlob, daß unser liebes Vaterland so viele köstliche
Quellen hat! — wir wissen kaum, wie gut wir daran sind.
Nicht alle Länder schwimmen in solchem Überfluß, um so höher
schätzen ihre Bewohner einen frischen Quell. Die alten Perser
wuschen sich nicht einmal die Hände in einem Bach, um ihn nicht
zu verunreinigen. Reiche Türken vermachen wohl eine Summe
zur Einfassung und Überwölbung eines Brunnens am Wege,
daß die gierige Sonne ihn nicht auflecke, daß der müde Wande¬
rer an ihm niedersitzen und schöpfen und trinken und dabei des
frommen Stifters freundlich gedenken möge. Wenn vom ehernen
Himmel die große Feuerkugel ihre glühenden Strahlen senkrecht
hernieder wirft, wenn von der versengten Erde die zurückprallende
Hitze fast sichtbar wieder nach oben wallt, wenn kein Lüftchen
sich rührt, oder der Wind nur Staub, nicht Kühlung bringt,
wenn die Zunge am Gaumen klebt und der matte Fuß sich nur
mühsam fortschleppt: wie wohl thut dann den Augen der Anblick
eines endlich auftauchenden Hains! wie raffen die müden Wan¬
derer ihre letzte Kraft zusammen, um den Schatten, den wasser-
verheißcnden Rasen zu erreichen! wie erquickend weht ihnen der
feuchte Lebenshauch des kühlen Borns entgegen! wie freudig
bücken sie sich nieder und saugen in tiefen Zügen das langent¬
behrte Labsal ein! Ja, Wasser ist das Beste.