Grste Abtheilung.
Nutzen der menschlichen Gesellschaft, der
Schule und des Unterrichtes. *
I.
Nutzen der menschlichen Gesellschaft.
Ä8eder das Land, das wir bewohnen, noch die Menschen, welche
dasselbe ehemals bewohnt haben, waren in dem glücklichen Zustande,
worin wir beide sezt erblicken.
Unser deutsches Vaterland war, als die Römer cs kennen lernten,
zwar keine Wildniß mehr, doch eine sehr unwirthbare Landstrecke.
Große Wälder, der Aufenthalt von Rennthieren, Bären, Luchsen,
Auerochsen undElennen, deckten den grösten Theil des Bodens, der nur
spärlich von Äckern, Wiesen und Weidetriften unterbrochen war.
Die Flüsse, deren Lauf durch keine Dämme eine bestimmte Richtung
erhielt, verursachten durch ihr Austreten Überschwemmungen, wodurch
große Sümpfe und Moräste entstanden. Daher war die Witterung
rauh und kalt. Die alten Deutschen kannten weder den Weinbau, noch
den veredelten Obstbau. Auf ihren schlecht bearbeiteten Äckern gewan¬
nen sie nur Hafer und Gerste, und der Gartenbau lieferte ihnen nichts,
als Rertige, Spargel, Pastinaken und Hopfen. Es gab weder zu¬
sammenhängende Dörfer, noch vielweniger Städte, weder Tempel,
noch öffentliche Gebäude.
Die Lebensweise und Sitten der alten Deutschen waren und blie¬
ben lange roh, weil die Mittel, die hohen Anlagen des Menschen aus¬
zubilden, ihnen durchaus fehlten. Ihrer vorherrschenden Neigung fol¬
gend, beschäftigten sich die freien Männer entweder mit Krieg, oder
mit der Jagd. Der Ackerbau, die Viehzucht und die häuslichen Geschäfte
wurden den Weibern und Knechten überlassen. Aber weder bei der
wilden Lebensart des Jägers, noch bei dem unsteten Umherziehen des
Kriegers hatte der Mensch Ruhe genug, seine manchfaltigen und schö¬
nen Anlagen zu entwickeln. Von Schulen, Handwerken, Künsten und
Desaga Lesebuch. \