Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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verflacht sich alles zur vollkommenen Ebene, und geht in die 
Sand-, so wie Morastgegenden der Niederlande über. Der 
südliche Theil der Provinz ist gebirgig. Auf dem rechten Ufer 
treten Fortsetzungen des Wester waldes und das Sieben¬ 
gebirge an den Rhein, auf der linken Seite ziehen sich zwi¬ 
schen Nahe nnd Mosel der Hundsrück, Zdar- und Hoch¬ 
wald, nordwestlich von der Mosel die Eifel und hohe 
Veen hin. Der mittlere Theil der Provinz ist am ergie¬ 
bigsten. Der Gewerbfleiß ist sehr groß und daher manche 
Gegend sehr starst bevölkert. 
Der Regierungsbezirk Koblenz bringt mehrere geschätzte 
Weinsorten hervor, besonders die Rheinweine aus der Gegend 
von Bingen a. d. Nahe und von Bacharach, die Moselweine 
und den im schönen Ahrthale wachsenden Rothwein, den „Ahr- 
bleichert." Koblenz, die Hauptstadt der ganzen Rheinpro¬ 
vinz und die ehemalige Residenz der trierschen Kurfürsten, liegt 
am Zusammenflüsse des Rheines und der Mosel. Ueber die 
Mosel führt eine alte Steinbrücke, deren Bogen aus Lavasteinen 
bestehen, über den Rhein führt eine Schiffsbrücke nach dem 
Städtchen Thal oder Thal-Ehrenbreitenstein. Darüber 
liegt auf einem über 400' hohen Felsen die Festung Eh ren- 
breiten st ein, welche von den Franzosen gänzlich zerstört 
war, jetzt aber nebst der stark befestigten und mit starken Forts, 
wie dem „Petersberge", dem Fort „Friedrich Wilhelm", 
umgebenen Stadt Koblenz ein Hauptbollwerk des deutschen 
Rheines ausmacht. Stadt wie nächste Umgebung zählen über 
26,000 Einw. Die Festung gibt einen prachtvollen Aussichts¬ 
punkt in die überaus schöne Umgebung und Umgegend von 
Koblenz ab. Bon der Stadt stromaufwärts bis Bingen liegt 
tzer schönste Theil des herrlichen Rheinthales. Weinbewach- 
sene Felsen laufen dicht an beiden Ufern und bilden ein en¬ 
ges Felsenthal, in welchem sich hier und da reizende Städt¬ 
chen und Dorfschaftcn dicht am Flusse angesiedelt haben. 
Auf dem Scheitel der Felsen prangen Burgruinen, welche 
mit ihren grauen Trümmern an die Zeiten des Faustrechts 
erinnern, so wie neu angelegte Schlösser. Das rechte Rhein¬ 
ufer ist bis nahe an Koblenz, wo die Lahn einmündet, nas- 
sauisch, nur das linke von Bingen herab, wo der Rhein seine 
lachende, heitere Natur verliert, wo er ernst und männlich 
bis nach Koblenz durch die dunkele Nitterwelt strömt, gehört 
zur Rheinprovinz. Görres war ein Koblenzer. Hier ch 1817 
Ferdinand Max Gottfried v. Schenkcndorf. 
Dorten durch der Brücke Bogen eilt die Mosel in den Rhein, 
Dorten ragt die Kastorkirche, dort der Ehrenbreitenstein. 
Um die Berge klimmt die Rebe, in der Eb'nc wallt das Korn, 
Mädchen mit dem Pfeil im Haare füllen Krüge stch am Born. — 
Bunt die Blumen, grau die Kreuze, eines seh' ich dort erhöht. 
Drauf mit ernsten, schlichten Lettern „Schenkendorf" geschrieben steht.—
	        
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