2Zo. Unordnungen in Deutschland.
^'Kater Ludwigs Nachkommen bis auf Heinrich, verschlim-
^ werte sich der Zustand des von ihm gestifteten Reichs.
Nordische Völker und dre Ungarn sielen in dasselbe ein, und
verwüsteten es auf allen Seiten. In dem Innern wurden
die Großen, deren Würden schon erblichl geworden waren,
zu mächtig, und singen an, Privatkriege unter Todtschlag
und Plünderung unter einander zu führen. Wer beleidigt
zu seyn glaubte, sammelte eine Anzahl Leute, und übersiel
seinen Gegner. Dies sind die Befehdungen, (vom Wort
Fehde, Feindschaft oder Krieg,) durch welche die Deutschen
mehrere Jahrhunderte hindurch gelitten haben. Sie hießen
auch das Faustrecht, weil man sich durch Gewaltthätig¬
keiten, nnt Verachtung der Gesetze und der Landesfür¬
sten, Genugthuung für empfangene Beleidigungen.selbst
verschaffte.
25 r. Heinrich der Erste macht Ordnung.
Heinrich der Erste, der Vogelsteller genannt, brachte von
c*7 919. bis 93 6. Deutschland theils durch seine Siege über
einfallende fremde Völker, theils durch seine innern Einrich¬
tungen, ziemlich in Ruhe und Ordnung. Um die Großen
zu beschaffligen und unter sich friedlicher zu machen, stellte
er gewisse Ritterspiele, Turniere, an, wo die Ritter, mit
Schild und Helm angethan, gegen einander fochten. Auf
Schild und Helm hatte j^>er sein Unterscheidungszeichen, wel¬
ches sie hernach beibehielten. Dies ist die erste Entstehung
der adelichen Wappen. Heinrich brachte das Kriegswesen
in bessern Stand, und gab darüber Gesetze. Er ließ neue
Städte bauen, und sie mit Mauern befestigen. Der neunte
Mann von den Landleuten mußte in die Stadt oder Burg.
Daher der Name Bürger. Die übrigen halteten das Land.
Daher der Name Bauer.