Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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10. Und führt zum Kreuzweg dich die 
Spur, 
und weißt du nicht den rechten Pfad, 
so frage beim Gewissen an; 
es kann ja deutsch, — ihm folge nur! 
1. Wo ist der Weg zum Leichen— 
steind 
Ach frage nicht, geh, wo du willst! 
Zur stillen Gruft im kühlen Grund 
führt jeder Weg; kannst sicher sein. 
12. In Gottesfurcht nur wandle hier! 
Das rat' ich dir, soviel ich kann. 
Ein heimlich Pförtchen hat das Grab, 
und manches zeigt es jenseits dir. 
Johann Peter Hebel. 
Wer erst sein Tagewerk getan hat, kann dann ruhn; 
o, fördre dich geschwind, dein Tagewerk zu tun! 
Friedrich Rückert. 
28. J. v. Liebig, ein Bahnbrecher für Ackerbau und 
Industrie. 
Die Menschen haben ihre Herrschaft über die Erde Jahrtausende hin— 
durch zunächst so ausgeübt, daß sie die Früchte, die die Erde freiwillig bietet, 
und das Fleisch der wildlebenden Tiere aßen; darauf zähmten sie die Vere 
und hielten sie als Haustiere, und noch später bebauten sie den Acker und das 
Feld. Erst in viel späterer Zeit, als der Boden durch jahrhundertelangen 
Gebrauch erschöpft war, fing man an, ihn durch Stalldünger zu verbessern, 
und in neuester Zeit gebraucht man neben Stalldünger auch Kunstdünger. 
Die Anwendung des Kunstdüngers aber verdankt die Landwirtschaft ihrem 
Wohltäter Justus Liebig. 
Durch die Stalldüngung entsteht im Garten und auf dem Acker eine 
Erdschicht, die man Humus nennt. Je besser der Humus ist, desto besser 
gedeihen gewöhnlich auch die Pflanzen. Nun wußten aber die Ackerbauer 
schon lange, daß manche Pflanzen trotz guter Düngung doch nicht recht ge⸗ 
deihen wollten. Wie dies zuging, begriffen sie aber nicht. Die Chemie erst 
hat sie darüber belehrt. 
Die Chemiker zerlegen nämlich alles: Pflanzen, Blut, Knochen, Muskeln 
von Tieren usw., in seine kleinsten Bestandteile und untersuchen dann, aus 
welchen Grundstoffen diese Bestandteile aufgebaut sind; daraus schließen 
sie: die Grundstoffe, aus denen ein Lebewesen aufgebaut ist, muß es auch 
weiter haben, um wachsen und gedeihen zu können; fehlt ihm aber einer 
dieser Grundstoffe, so muß es verkümmern oder sterben. 
Der Hauptbestandteil aller Pflanzen ist nun nach den Untersuchungen 
der Chemiker Kohlenstoff; denn verbrennt man eine Pflanze, so verbrennt 
eben der Kohlenstoff, den diese besitzt, und was als Asche zurückbleibt, sind 
allerlei andere Stoffe. Nun glaubte man früher, die Pflanzen saugten den 
Kohlenstoff wie jede andere Nahrung mit den Wurzeln aus der Erde, und
	        
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