Lübeck und Hamburg. 419
benachbarte Fürsten n. s. w. führten das Erlöschen des Bundes
herbei. Nur Hamburg, Bremen und Lübeck erneuerten
1630 auf ewige Zeiten den alten Hansabund.
a) Lübeck war schon ein obotritischer Ort, ist aber dann von
christlichen Ansiedlern neu gegründet: viele Vorrechte gab ihr Heinrich
der Löwe, auch das Mische Recht, das hernach in so vielen Handels-
Plätzen angenommen wurde. Im 13. Jahrhundert wurde Lübeck Reichs-
stadt; von seiner Größe und Macht war oben die Rede, vergleiche auch
S. 302. Jetzt ist Lübeck unter den noch so genannten drei Hansastädten
die am wenigsten bedeutende, sie zählt kaum 40.000 E., und auch ihr
(immerhin für die Ostseeländer noch wichtiger) Handel ist nur ein
Schatten früherer Größe. Die mit zahlreichen Thürmen geschmückte
Stadt liegt auf einem breiten Hügelrücken, den westlich die Trave,
östlich die Wackenitz, ein Nebenfluß derselben, bespült: die besten Stra-
ßen, Königs- und Breitestraße, laufen auf der Hügelbreite, die meisten
andern zu den beiden Flüssen hinab. Die Bauart alterthümlich. Der
Charakter der ganzen Stadt würdig solid. Merkwürdig das Rathhaus
mit dem alten Hansasaale, der Dom und die Kirche St. Marien, eine
der größten und schönsten in Deutschland; in ihr hinter dem Hauptaltar
eine künstliche Uhr und in einer Seitencapelle ein Todtentanz, d. i. ein
Gemälde, auf welchem der Tod Menschen jeden Standes und Alters
zum letzten Tanze unwiderstehlich auffordert. Die Unterschriften hoch-
deutsch moderuisirt, sonst plattdeutsch, z. B. das vom Tode ausgeforderte
Kind: O Dod, wie schall ik dat verstahn? Jk schall danzen und kann
nit gahn. ■— Das Staatsgebiet von Lübeck (die Stadt Lübeck natür-
lich mit eingeschlossen) befaßt 5 DM. mit 50,000 lutherischen Einw.
2 Meilen von Lübeck liegt Travemünde, Hafen uud Seebad.
b) Hamburg wurde schon von Karl dem Großen angelegt, aber
erst später bedeutend. Seine Reichsunmittelbarkeit wurde oft von den
holsteinischen Herzögen und dänischen Königen angefochten, in den Fran-
zofenkriegen hat Hamburg Schreckliches erlebt, der furchtbare Brand
vom 5. bis 10. Mai 1842 ist noch nicht vergesfen; aber die reichliche
Quelle des Welthandels hat Hamburg alle Verluste zu überstehen mög¬
lich und leicht gemacht. Ein Welthandel ist aber der hamburgische mit
Recht zu nennen. Schiffe aller Nationen sieht man in Hamburg vor
Auker liegen (S. 365), seine Flagge weht auf allen Meeren. Gegen
50 Staaten haben in Hamburg ihre Gesandten und Consuln, darunter
alle Staaten Amerika's. Gegen 4500 Schiffe laufen jährlich von Ham-
bürg aus und eben so viele ein. Hamburg liegt 18 Meilen vom Meere,
als Halbkreis am rechten Elbufer. Die Elbe ist in zwei Hauptarme,
Süder- uud Norderelbe, getheilt, die sich wiederum vielfach ver-
zweigen; so entstehen eine Menge Inseln, die zum Theil preußisch, zum
Theil hamburgisch sind. Die Norderelbe bespült Hamburg unmit-
telbar, sendet aber noch einen Seiteuarm in die Stadt, der sich in viele
Canäle oder Fleete vertheilt. Vom Binnenlande her fließt der Elbe
die Alst er zu: sie bildet dicht vor Hamburg ein großes Wasserbecken
(Buten- oder Außenalster), dann sogleich in der Stadt ein anderes
(Binnenalster). An demselben läuft der Jungfernstieg, die präch-
tigste Straße Hamburgs mit den ersten Hotels, Restaurationen u. f. w.
Der niedrig liegende Stadttheil im O. der Alster ist die Altstadt; in
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