fullscreen: Lesebuch für berg- und hüttenmännische Fortbildungsschulen

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Der Sieger Dampf. 
sei, das geeignet wäre, den Verkehr der Menschen unter sich 
ganz von der Kraft der Zugtiere zu befreien, möglichst hinüber- 
zuheben über das verlangsamende Bleigewicht der anhaftenden 
toten Masse. Es war das nieht neu; schon lange hatte man in 
England sowohl, als in einzelnen Bergwerken Deutschlands die 
Kraft des Dampfes eingespannt. Aber es war noch die RKraft 
eines Kindes. 
Ob die Haftungskraft der glatton Schienen je sich so steigern 
lasse, daß schwere Lasten bewegt, daß Steigungen überwunden 
werden könnten, darüber sann man nach. Die erste Pisenbahn 
in England, Stockton-Darlington, erscheint von 1822 bis 1825 
lediglich als Pferdebahn. PErst jetzt wurde die Lieferung einer 
Lokomotive zur Bewerbung ausgeschrieben mit der Bedingung, 
daß der bewegende Wagen das Dreifache seiner eigenen Last 
fortzuziehen und in der Stunde 16 km zurückzulegen vermöge. 
Georg Stephenson trug unter den Bewerbern den Sdieg davon: 
seine Lokomotive war imstande, ihr fünffaches Ligengewicht zu 
ziehen, und zwar mit einer Sehnelligkeit von 32 km in der Stunde. 
So wurde mit dem Jahr 1826 die Linie Manchester-Liverpool 
die erste Lokomotiveisenbahn der Wolt. 
2. In Deutschland war man nicht müßig gewesen. Zwei 
höhere Beamte des Bergwesens, der Kurhesse Henschel und der 
bayrische Oberbergrat Baader, beschäftigten sich schon seit dem 
Anfang des Jahrhunderts mit der Beschleunigung des Verkehrs. 
Henschel vertrat den Dampf als treibende Kraft, Baader befür- 
wortete die Eisenbahn mit Pferdebetrieb. Verschiedene Linien 
wurden als Versuche vorgeschlagen. Aber scheu hielt sich das 
Kapital zurũck, und der Staat verspürte noch keinen Beruf, sei- 
nem Institute, der Post, Konkurrenz zu machen. NMan fühlte es, 
die neue Zeit kam heran; immer eifriger, immer erfindungsreicher 
arbeitete man in den Werkstätten und auf den Postbureaus, um 
für den Wettkampf gerüstet zu sein. Und vorderhand schien die 
Post dieger zu bleiben für alle Zukunft. Mit der äußersten Ge— 
ringschãtzung sprach man von der Leistung der Eisenbahnen, 
und als die Linie Berlin-Potsdam im Jahre 1835 im Entwurfe 
vorlag, wandte der Generalpostmeister v. Nagler ein: solehe Idee 
sei dummes Zeug; die Leute sollten ihr gutes Geld doch lieber 
gleich zum Fenster hinauswerfen, statt es zu so unsinnigem Un- 
ternehmen hinzugeben. Das bayrische Medizinalkollegium be— 
fürchtete wegen der Schnelligkeit der Bewegung bei den Insassen 
sowohbl, als bei den Zuschauern eine Gehirnkrankheit. Gleich- 
gũltigkeit, Mißtrauen, Vorurteile vereinigten sich, um der Uber-
	        
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