III. Tages- und Jabressauf, Fleiß und Frömmigkeit. 89
grüßend sprach: „Es tut mir leid, Herr Rückwärts, Euch belästigen zu
müssen, aber ich muß meine Schuldigkeit tun." Ihre Schuldigkeit mit
Bitten und Raten und Helfen hatten auch bereits die Hausfreunde
getan, aber einer nach dem anderen war mit der Erklärung daheim ge¬
blieben: „Dem Rückwärts ist nicht mehr zu helfen." Da war aber
einer, der hatte das Herz auf dem rechten Flecke. Wie der mit dem
Rückwärts einmal hinter dem Glas saß, brachte er wie durch Zufall
die Rede auf die Spatzen und erzählte von diesem Gevögel dies oder
das, wie gar erstaunlich sie sich mehrten, wie sie schlau und gefräßig
wären, und der Rückwärts nickte dazu und meinte, seine Weizenäcker
trügen seit lange nicht mehr so gut; zweifelsohne wäre der Spatzen¬
fraß immer daran schuld. Der Hausfreund ließ es dahingestellt und
fuhr fort: „Aber, Nachbar, habt Ihr denn schon einen weißen Spatzen
gesehen?"
„Nein," gab der Rückwärts zur Antwort, „die hier herumfliegen,
sind alle grau."
„Glaub's wohl," sagte darauf der Nachbar, „mit dem weißen
Spatzen hat es sein eigen Bewenden. Alle Jahre kommt nur einer
zur Welt, und weil er gar absonderlich ist, so beißen ihn die anderen,
und er muß sein Futter suchen am frühen Morgen und dann wieder zu
Neste gehen."
„Das wäre!" sagte Rückwärts, „den muß ich sehen, und gelingt's,
da sang' ich ihn auch."
Am nächsten Morgen in aller Frühe war der Bauer auf den
Beinen und ging um seinen Hof herum, auch ein Stücklein ins Feld
hinein, ob der weiße Spatz nicht bald vom Neste käme. Aber der
wollte nicht kommen, und das verdroß den Bauer, jedoch noch mehr,
daß auch sein Gesinde nicht aus dem Neste wollte, und die Sonne stand
schon hoch. Dazu schrie das Vieh in den Ställen, und es war niemand
da, der ihm Futter gab.
Indem sieht er einen Knecht auf dem Hofe kommen, der trägt
einen Sack auf der Schulter und will schnell zum Hoftor hinaus;
dem eilt er nach und nimmt ihm die Last ab; denn in die Mühle
sollte sie nicht, sondern ins Wirtshaus, wo der Knecht stark auf der
Kreide stand.
Nach dem weißen Spatzen sehend, schaut der Bauer in den Kuh¬
stall hinein, wo eben die Milchmagd einer Nachbarin durchs Fenster
die Milch zum Morgenkaffee reicht, und die Milch war nicht mit des
Herrn Maß gemessen. „Eine saubere Wirtschaft das!" denkt der Bauer
und weckt scheltend sein Weib und erklärt, das lange Schlafen müsse
ein Ende haben, oder er wolle nicht Rückwärts heißen. Und bei sich
selber denkt er: „Stehe ich früh auf wie heute, so muß auch das Pack¬
volk auf dem Hofe heraus, und dabei sehe ich am Ende doch den weißen
Spatzen, und will's das Glück, so fange ich ihn auch."
Wie aber der Bauer das etliche Wochen getrieben hatte, da sah
er nicht mehr nach dem weißen Spatzen, sondern dachte allein an seinen
Vorsatz, und aus dem Rückwärts wurde bald ein Vorwärts. Und als
der Nachbar wieder kam und ihn fragte: „Wie steht's, Gevatter, habt