Full text: Die Naturkunde oder die Naturgeschichte und Naturlehre in Volksschulen ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund ; mit einer Steindrucktafel (Theil 3)

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Wagt man eine Reihe Körper von verschiedener Masse, aber 
von gleicher Größe mittelst einer gewöhnlichen Wage, so wird 
man, um das Gleichgewicht zu finden, mehr oder weniger Ge¬ 
wichte anwenden müssen. Die Erfahrung lehrt also, daß die 
Körper bei einem gleichen Umfange nicht einen gleichen Druck 
auf ihre Unterlage äußern. Eine Kugel von Blei übt offenbar 
mehr Druck als eine eben so große von Holz, d. h- sie hat mehr 
Gewicht. Wenn man nun den leichtesten von diesen gewogenen 
Körpern als Maß der Vergleichung für die übrigen wählt, sein 
Gewicht durch die Zahl 1 ausdrückt und hiernach das Gewicht 
aller übrigen Körper durch Zahlen bezeichnet; so hat man das 
Verhältniß der Gewichte verschiedener Körper nach einem gemein¬ 
schaftlichen Maßstabe verglichen, und dies ist es, was man das 
specifische oder eigenthümliche Gewicht nennt, wogegen 
der Druck eines Körpers, nach Gewichten bestimmt, sein abso¬ 
lutes Gewicht heißt (Anhang V. §. I. 10.). Das specifische 
Gewicht setzt also bei allen Körpern gleiches Volumen voraus 
und giebt das Verhältniß ihrer absoluten Gewichte in unbe¬ 
nannten Zahlen an. Es wird hierbei das Gewicht des Wassers 
als Einheit angenommen und das specifische Gewicht eines jeden 
Körpers bestimmt, indem man angiebt, wie vielmal schwerer oder 
leichter er ist, als Wasser von genau demselben Volumen. Spe¬ 
cifisches Gewicht ist mithin ein relativer Begriff, d. h. setzt alle¬ 
mal eine Vergleichung voraus. Wird z. 25. gesagt, das speci¬ 
fische Gewicht des Quecksilbers sei 11, so will das so viel sagen, 
man habe durch Untersuchung gesunden, daß ein gewisser Raum, 
angefüllt mit Quecksilber, vierzehnmal schwerer sei, als ein eben 
so großer Raum Wasser, welches hier als Einheit angenommen 
wird. 
Die Anziehung oder die Schwere zeigt sich nicht bloß an 
den Körpern unserer Erde, sondern wir nehmen sie auch an jenen 
Körpern wahr, die den unermeßlichen Raum über uns, im ge¬ 
meinen Leben Himmel genannt, ausfüllen. Hier schweben außer 
den zu unserm Sonnensystem gehörigen Planeten und ihren 
Monden eine unzählbare Schaar von Sonnen und Sonnensyste¬ 
men, und sie alle erhalten durch diese einzige, allgemeine Natur¬ 
kraft ihre Gestalt, werden durch sie in immer gleichen Abständen 
von einander gehalten und gehen ewig ihren großen, sichern, festen 
Gang. ^ So übt die Erde auf unsern Mond eine Anziehung, 
und dieser wieder auf dieselbe, und beide mit den übrigen Pla¬ 
neten gegen die Sonne, und die Sonne gegen sie, und Alles ver¬ 
einigt sich in der Hand des allmächtigen Urhebers und Bau¬ 
meisters der Welt zu einem schönen Ganzen, das Menschensinrr 
nicht zu fassen vermag. 
Schon mehrere alte griechische Weltweise kannten diese Na¬ 
turkraft; Kopernikus erklärt die runde Gestalt der Weltkörper 
aus dem Bestreben ihrer Theile nach Vereinigung; Keppler
	        
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