Full text: Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen (Theil 2)

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dem es 1306 und 1675 als Erbland gebort hatte. !Jn dem 
Tilsiter Frieden (9. Juni 1807) wurde Südpreußen dem Her- 
gogthum Warschau einverleibt. Erst nach Napoleons Sturze kam 
es wieder an Preußen zurück und erhielt 1815 von dem Haupt- 
orte und dem Sitze der obersten Verwaltungsbehörden den Na¬ 
men Großheczogthum Posen. 
Die Provinz Posen, 536 Q. M. 1/200,000 E. bildet 
eine große recht fruchtbare Ebene, welche Getreide und Holz im 
Ueberfluß liefert. Die Hauptflüffe sind: die Warthe, welche 
sich in die Oder ergießt, und links die Obra, rechts die Netze 
aufnimmt, und an der Grenze die Weichsel mit der Brahe. 
Letztere ist mit der Netze und so die Weichsel mit der Ober durch 
den Bromberger Kanal verbunden. Die Einwohner sind dem 
größesten Theil nach (%) Polen und gehören zur katholischen Kirche, 
die etwa 400,000 Deutsche sind meist evangelisch; yis der Bevöl¬ 
kerung machen die Juden aus. Die eigentliche Landessprache 
war früher außer bei den Kaffuben, die wendischer Abstammung 
sind, meist die polnische, welche aber mehr und mehr, besonders 
in größeren Städten von der deutschen verdrängt wird. Getrei¬ 
debau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen der 
Einwohner. Die Gewecbethätigkeit und das Fabrikwesen sind 
dagegen noch sehr zurück. Man findet nur Tuchfabriken, Ger¬ 
bereien, Brennereien, einige Glashütten und Hammerwerke und 
Leinwebereien. Die Provinz hat sehr viele Städte, nämlich 145, 
aber meist sehr kleine und unbedeutende. 
I. Der Regierungsbezirk Posen, der größere südliche 
Theil, 17 Kreise- 
I) Posen an der Warthe, 40,000 E., Hptst/, Sitz des Ober- 
Präsidenten, des Generalkommandos, des Erzbischofs und des evang. 
Bischofs, der Regierung, des Oberlandcsger. und Ober- Appcllationsger., 
Pnestcc-Sem., Schullehrer-Sem., starke Fst. (Fort Winiari), Haupt- 
handelsort der Provinz, Chaussee'» nach Berlin und Breslau. 2) Ra¬ 
mi t sch, 9000 E., Zuchthaus, Tabacksfabr. 3) F r a u st a d t, 6000 E., 
ziemlich lebhafter Hd. 4) Lissa, 9000 E., Gymnasium. 5) Kroto- 
schin, 5000 E., Hauptort der Scandesherrschaft Krotoschin, welche 
dem Fürsten von Thuen und Taxis gehört. 6) Meferitz, 5000 E., 
königliche Realschule. In der Nähe Paradies mit einem Seminar. 
II. Regierungsbezirk Bromberg, der nördliche- Theil 
9 Kreise: 
1) Bromberg a. d. Brdhe und dem Bromb. Kan., 8000 E., 
Sitz der Reg., eines Hauptzollamtes, Oberlandesger., Seminar, Hd. 
2) G n esen, poln. Gniazno, d. h. Nest. Hier fand Lech, der Stamm¬ 
herr der ältesten polnischen Herrscher, ein Nest mit weißen Adlern; 
daher der weiße Adler im poln. Wappen. Der-heil. Adalbert wurde 
hier begraben. Früher Residenz des Primas des poln. Reiches. 6000 
E., berühmte Domkirche. 
Der Goplo-See (2% Q. M.), dem die Netze entströmt, ist in 
der Geschichte Polens bedeutsam. Auf einem Schlosse an seinem Rande,
	        
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