Full text: Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen (Theil 2)

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brüche des Wassers geschützt wird. Alles vom fließenden Wasser 
erzeugte angeschwemmte Land ist neues Land. Die Gebirge 
sind gleichsam das Gerippe, die fließenden Gewässer gleichsam 
das Geäder der Erde. Die Gebirge senden die fließenden Ge¬ 
wässer aus in das niedrige Land, es zu befruchten; das Gewässer 
aber arbeitet ununterbrochen an ihrer Erniedrigung, die wir frei¬ 
lich in der kurzen Zeit eines Menschenalters nicht wahrnehmen. 
W, Die Luft. 
(Kdrfr I. Anh. V. §. 4.) 
§. 20. 
Die Eigenschaften der Fuft. 
Bewege ich die flache Hand hin und her, so nehme ich an 
ihr etwas Kühles wahr; dies ist Luft. Ich sehe sie zwar nicht, 
aber ich fühle sie. Wenn ich Thür und Fenster öffne, verspüre 
ich einen Zug; dieser ist nichts Anderes als bewegte Luft. Was 
Menschen und Thiere einathmen, so lange sie leben, ist gleichfalls 
Luft. Dieser unsichtbare Körper umgiebt uns allenthalben, wir 
mögen in der Stube, im freien Felde, auf Höhen, in Thätern, 
auf dem Wasser, oder unter der Erde in tiefen Höhlen und 
Gruben fein; sie breitet sich über die ganze Erde aus und um¬ 
fließt alle Gegenstände derselben. Kein Mensch, kein Thier könnte 
ohne sie bestehen, kein Vogel fliegen, keine Pflanze wachsen und 
gedeihen, kein Feuer brennen; ohne sie würden wir keinen Laut 
vernehmen; der Mensch, die ganze Natur wäre stumm. 
Die Luft ist fühlbar, leistet einigen Wiederstand und ist 
daher ein Körper. Durch jede Bewegung wird die Luft aus 
der Stelle getrieben, und das geht so leicht, daß wir es gar 
nicht merken. Sie dringt durch die feinsten Oeffnungen, Fenster¬ 
ritzen; auch strömt nach den Stellen, wo die Luft weggetrieben 
ist, sogleich andere hin: die Lust ist also ein flüssiger Körper. 
Die Theile aus denen sie besteht, sind sehr klein und lassen sich 
noch leichter trennen und verschieben als die des Wassers; sie 
gehen aber auch sehr leicht wieder zusammen und bewegen sich 
mit großer Leichtigkeit über, unter und durch einander. 
Wenn ich nach der Wand hinsehe, so erblicke ich Nichts von 
dem, was draußen ist; richte ich aber meine Augen nach dem 
Fenster, so bemerke ich Häuser, Bäume und andere weit ent¬ 
fernte Dinge. Dies kommt daher, daß die Wand undurchsichtig, 
das Fenster aber durchsichtig ist. Zwischen unsern Augen und 
dem Fenster liegt aber Luft, zwischen dem Fenster und jenem 
Hause ist auch eine große Luftschicht, und dennoch hindert sie 
das Sehen nicht; also muß die Luft durchsichtig sein. In
	        
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