Full text: Lesebuch für Volksschulen

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Herr Ludwig von der Seine, der hat euch^ausgehetzt, 
Daß Deutschland von der Peene zunr Elsaß werd' zerfetzt. 
Doch nein, Herr Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still! 
Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir. reden will. 
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt, 5. 
Sammt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit. 
Nun seht ihn aus dem Schimmel; ein KriegSgott ist es, traun! 
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschau'n. 
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan 
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an. 10. 
Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt, 
Ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt! 
Der auf dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst ist's; 
Nun donnert und nun blitzet, ans wen's geschieht, ihr wißt's." 
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlechte, 15. 
Und um den Herrn fallen die Seinen links und rechts. 
Dem Dörflinqer, dem Alten, fast wird es ihm zu warm; 
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm. 
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n 
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein. ^0. 
„Um Gott, Herr Kurfürst weichet!" Der Kurfürst hört es nicht; 
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind in's Angesicht. 
Der Schimmel möcht' es ahnen, wem dieses Feuer gilt; 
Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild. 
Die Herren alle bangen, doch Ihm sagt's keiner an; 2o. 
Wär' doch nicht rückwärts gangen, der fürstlich große Mann. 
Und doch, der Tod ist nahe und mäht um ihn herum, 
Und Alles zagt und trauert und Alles bleibet stumm. 
Die Scheibe ist der Schimmel, das merket jeder nun; 
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's Keiner thun! 30. 
Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her: 
„Herr Kurfürst, Euer Schimmel, er scheut sich vor'm Gewehr; 
Das Thier zeigt seine Launen, Ihr bringt's nicht in's Gefecht; 
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indeß zurecht." 
Der Herr schaut ihm herüber: „Es ist mein Lieblingsroß; 35. 
Doch das verstehst du besser, so reit' es nur zum Troß." 
Sie wechseln still; dann sprenget rasch, ohne Gruß und Wort, 
Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort. 
Und: weit von seinem Herren hält er zu Rosse nun. 
Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruh'n; 40 
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt, 
Und: „Wacker war'S gemeinet!" der alte Dörffling brummt. 
Da plötzlich donnert's wieder gewaltig über's Feld, 
Doch nur nach Einem Punkte ward das Geschütz gestellt. 
Hock auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt zum Sand, 
Und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land. 
19 
45.
	        
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